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AKH – Doktor Gnant und der Systemfehler
Das Projekt System AKH ist eine 4-teilige Recherche.

Weil er zahlreiche OP-Protokolle gefälscht haben soll, entließ Medizinische Universität Wien im November 2018 ihren Leiter der Chirurgie, Michael Gnant. Der renommierte Brustkrebsspezialist begründet die Unstimmigkeiten mit der internen Software, er habe nie gewusst, dass er als erster Operateur in den Protokollen eingetragen war. Einem internen Bericht der Ärztlichen Direktion, der Addendum vorliegt, zufolge sind fehlerhafte Protokolle tatsächlich Alltag im AKH – allerdings nicht in dem Ausmaß, dass wiederholt der erste Operateur falsch eingetragen war und gar nicht anwesend war. Bei Gnant handle es sich deshalb um einen „gravierenden Einzelfall“, sagen sein Arbeitgeber, die Meduni, und die Ärztliche Direktion. Der Fall beschäftigt jetzt auch die Wiener Staatsanwaltschaft, wo eine Anzeige wegen Betrug gegen den Ex-Klinikleiter einlangte.

Die Recherchen zum Fall Gnant machen vor allem eines sichtbar: Das System AKH, bestehend aus seinem Betreiber, dem Wiener Krankenanstaltenverband (KAV) und der Medizinischen Universität Wien, ist komplex, Verantwortlichkeiten werden gerne voneinander weggeschoben.

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Michael Gnant, ehemaliger Leiter Chirurgie der Medizinischen Universität Wien

Auch Intrigen und Machtkämpfe sollen im Krankenhaus an der Tagesordnung sein. Dass Gnants Fälschen von OP-Protokollen niemandem aufgefallen ist, obwohl dies laut KAV schon im Jahr 2011 begann, könnte ebenso mit einem internen Kampf zu tun haben. Denn das anonyme Schreiben an die Patientenanwaltschaft liest sich nicht wie der Brief einer Betroffenen. Dem Brief lagen Protokolle von vier Patientinnen bei, auf die eine Patientin wohl nicht so einfach Zugriff hätte. Gnant geht im Interview mit Addendum davon aus, dass das Schreiben „von innen“ kommt, und spricht von einer Kampagne gegen ihn.

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Die Patientenanwaltschaft leitete das Schreiben schon im Mai an die Wiener Staatsanwaltschaft weiter. Diese wird allerdings erst jetzt tätig, nachdem im Februar eine anonyme Anzeige wegen Betrugs gegen Gnant eingereicht wurde. Die Ermittlungen könnten das Comeback des Brustkrebsspezialisten an der Meduni verzögern – oder sogar verhindern. Auf dem Spiel stehen nämlich auch Gnants Beamtenstatus und seine Zulassung zur Berufsausübung. 

Die Causa umfasst noch einen weiteren Rechtsstreit: Patientenanwältin Sigrid Pilz will Schadenersatzzahlungen für die betroffenen Patientinnen erkämpfen. Die Fälscher im AKH werden uns deshalb noch länger beschäftigen. 

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