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Spucke, Hirn und Hormone – was unser Speichel über Burnout verrät
11. April 2019 Burnout 4 min
Kortisol soll künftig helfen, Burnout messbar zu machen. Wissenschaftler der Meduni Wien haben dazu ein Testverfahren entwickelt, um das anhand von nur zwei Speichelproben mit hoher Genauigkeit bestimmen zu können.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Burnout und ist Teil 2 einer 4-teiligen Recherche.
Bild: Addendum

Stressreaktionen sind ein wertvolles Instrument, das Körper und Psyche für Flucht oder Verteidigung wappnet. Der Blutdruck steigt, die Muskeln machen sich für Hochleistung bereit – Stress versetzt die Körperfunktionen innerhalb von Sekunden in einen Ausnahmezustand. All das startet im Kopf. Stress aktiviert zwei Systeme in unserem Gehirn, ein langsames und ein schnelles. Beim schnellen führt das vegetative Nervensysteme zur Ausschüttung von Adrenalin. Beim langsamen wird eine Kaskade an Hormonen in Bewegung gesetzt. Am Ende der Reaktionskette steht das Stresshormon Kortisol, einer der wichtigsten Faktoren, wenn Stress chronisch wird und zu Folgeerkrankungen führen kann. Das bedeutet nicht, dass Kortisol schädlich ist. Wir brauchen es zum Beispiel, um in der Früh aktiv zu werden, es hat ein breites Wirkungsspektrum in unserem Stoffwechsel und unserem Immunsystem.

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Ein vereinfachtes Testverfahren

Doch Kortisol soll auch künftig helfen, Burnout messbar zu machen. Wissenschaftler der Meduni Wien haben ein Testverfahren weiterentwickelt, mit dem nur zwei Speichelproben reichen, um mit hoher Genauigkeit bestimmen zu können, ob Stress schon krank macht oder sich noch im gesunden Bereich befindet. Dass Kortisol ein Marker für mögliche Stresserkrankungen ist, weiß man schon länger. Bislang waren die Testverfahren jedoch kompliziert, die Probanden mussten in genauen Abständen eine Vielzahl an Speichelproben abgeben. Diese Faktoren erschweren die Anwendung im realen Leben und machen die Ergebnisse weniger verlässlich. Das neuere Testverfahren der Meduni ist jedoch noch im Forschungsstadium, die Entwickler erhoffen sich eine künftige Anwendung in Ambulanzen oder beim Hausarzt. Addendum hat zwölf Personen zum Test gebeten. Die Ergebnisse waren für die meisten Teilnehmer überraschend.

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Love, Work, Pray

Das überraschende Element ist auch eine typische „Tücke“ des Burnouts. Denn Betroffene merken lange Zeit nicht, dass sie sich bereits in einem krankheitswertigen Stadium befinden . Oft ist es ein jahrelanger Prozess, der für Betroffene in einer schweren Depression endet. Arbeitsunfähigkeit und totale Erschöpfung kommen für viele Betroffene mit einem Zusammenbruch, für einige Monate ist an „normales Funktionieren“ in der Regel kaum zu denken. Genauso langfristig müsste man Prävention denken. Denn beim Burnout geht es um ein Ungleichgewicht der Dinge, die das Leben ausmachen. Die Ärztin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger beschreibt die Formel für die beste Prävention mit drei Faktoren. „Die Säulen ,Love, Work, Pray‘ sind die einzige Burnout-Prophylaxe, die wirklich sinnvoll ist: die Sinnbefüllung des eigenen Lebens zu hinterfragen. Darauf zu achten, dass sich diese Säulen von Love, meiner Beziehungen, Work, meiner Beschäftigung und Pray, meiner über mich hinaus reichenden Lebensweise immer wieder für mich hinterfrage. Am Ball bleiben, mit sich selber.“ 

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