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Warum wir heute nicht mehr kiffen dürfen
24. September 2018 Cannabis 6 min
Harry Anslinger, 1930 Leiter des „Federal Bureau of Narcotics“ wurde zu einer der wichtigsten Personen der US-amerikanischen sowie der internationalen Drogenpolitik, sein Einfluss in die weltweiten Gesetzgebungen ist bis heute erkennbar.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Cannabis und ist Teil 1 einer 7-teiligen Recherche.

Cannabis ist seit rund 6.000 Jahren ein wertvoller Lieferant für Fasern, Nahrungsmittel, Rausch und Arznei. Erste medizinische Aufzeichnungen von Cannabis gehen auf ein rund 4.700 Jahre altes Lehrbuch aus China zurück, Columbus segelte mit Seilen aus Hanf in die neue Welt, die Gutenberg-Bibel wurde auf Hanfpapier gedruckt, und die ersten Jeans von Levi Strauss waren aus Hanf gefertigt. Lange Zeit war Cannabis eine vielfältige Nutzpflanze – bis sie durch weitläufige Verbote zum Anfang des 20. Jahrhunderts fast vollständig an Bedeutung verloren hat.

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Den Grundstein für die weltweiten Regulationen von Cannabis legen Heilpraktiker bereits ab den 1830er Jahren. Damals erscheinen in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent erste Artikel in wissenschaftlichen Journalen zu Cannabis als Medizin, verfasst von Ärzten, die damit experimentieren.

Dosierung und Art der Einnahme sind in diesen Versuchen wenig einheitlich, und so sind die Berichte darüber von Beginn an kontrovers – die einen bemerken eine angenehm berauschende Wirkung und ein Potenzial als „Wundermedizin“, andere bezeichnen Cannabis als gefährliches Narkotikum, das Wahn und Sucht auslösen kann.

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In Mexiko war der Konsum von Marihuana als Freizeitdroge weit verbreitet und wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Kraut, das verrückt machen kann bezeichnet. Reißerische Berichte und Geschichten kommen Ende des 19. Jahrhunderts auch aus den USA, dort wird Cannabis einem Sohn Schweizer Auswanderer später zu drogenpolitischer Karriere und Bekanntheit verhelfen.

Harry Anslingers drogenpolitische Karriere

1930 wurde Harry J. Anslinger, der zuvor als Detektiv und für den militärischen Geheimdienst in Belgien tätig war, zum Leiter des „Federal Bureau of Narcotics“ befördert. Er begann einen beispiellosen Kampf gegen Cannabis, nachdem sich die Prohibition von Alkohol zum Misserfolg entwickelt hatte.

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Er hegte eine tiefe Ablehnung gegenüber allen Drogen und passte mit seiner Einstellung zum damals vorherrschenden Zeitgeist des Puritanismus. Die süchtige Jazz-Sängerin Billie Holiday brachte er beispielsweise publikumswirksam mehrmals hinter Gitter, gegen schwarze Musiker der Jazz- und Swing-Szene hegte er angeblich besondere Abneigung.

1942 setzte Anslinger auch das Verbot pharmazeutischer Cannabis-Produkte durch. Gleichzeitig war er an Experimenten mit Wahrheitsdrogen an ahnungslosen Probanden beteiligt.

Geschickt nutzte er die Yellow Press und das aufblühende Medium Film für seine Agenda und verknüpfte breitenwirksam rassistische Vorurteile gegenüber Schwarzen und hispanischen Einwanderern mit dem Konsum von Marihuana. Er wurde zu einer der wichtigsten Personen der US-amerikanischen sowie der internationalen Drogenpolitik, sein Einfluss in die weltweiten Gesetzgebungen ist bis heute erkennbar: Als Mitglied der UN-Drogenkommission forcierte er das weltweite Verbot des Cannabisanbaus. 1961 wurde dieses in der UN-Konvention gegen narkotische Drogen festgeschrieben. 

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