Im Krankenhaus Hartberg wurden am 13. März zwei Ärzte positiv auf das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 getestet, noch in der Nacht sperrte es für zehn Tage zu. Da nicht klar war, wo sich das medizinische Personal infiziert haben könnte, wurde nicht nur die betroffene Abteilung geschlossen, sondern das gesamte Krankenhaus. Das steirische Krankenhaus ist kein Einzelfall. Es zeigt, was immer mehr heimischen Spitälern drohen könnte.
59 Krankenhäuser waren Ende Februar laut Gesundheitsministerium für COVID-19-Patienten vorbereitet. Mittlerweile wird diese Liste laufend um neue Standorte erweitert.
Das Hartberger Krankenhaus ist mittlerweile dezidiert als Krankenhaus für COVID-19-Patienten wieder offen, aber auch in andeeren Spitälern gibt es immer mehr infizierte Mitarbeiter und geschlossene Abteilungen. So ist die Onkologie im Landeskrankenhaus Graz gesperrt, die Schlaganfallabteilung des LKH Graz Süd ist lediglich im Notbetrieb, viele Mitarbeiter sind in Quarantäne. Mittlerweile sind in einem Drittel der steirischen Krankenhäuser Mitarbeiter positiv getestet, welche Krankenhäuser betroffen sind, wird nicht kommuniziert.
In fast jedem Bundesland sind in den öffentlichen Krankenhäusern Abteilungen gesperrt, weil Mitarbeiter sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Mit Stand 18. März sind das neun Krankenhäuser.
In Tirol und Vorarlberg gibt es keine Abteilungssperren, obwohl es auch dort Meldungen von positiv getesteten Krankenhausmitarbeitern und besonders vielen Patienten gibt. In mehreren Krankenhäusern kam es zu vorübergehenden Sperren, so etwa in der Rudolfstiftung in Wien, dem Krankenhaus Baden und dem Krankenhaus Oberwart. Da die Testergebnisse der Mitarbeiter negativ waren, konnte der Betrieb rasch wieder aufgenommen werden. Mittlerweile gibt es in Baden zwei bestätigte Corona-Fälle, es wurden allerdings keine Abteilungen gesperrt.
In Niederösterreich arbeitet man aktuell an einem Plan, welche Krankenhäuser Schwerpunktzentren für Coronafälle werden sollen. In Wien wurde von Beginn an das Kaiser Franz Josef Spital dezidiert als Anlaufstelle für COVID-19-Patienten bestimmt, mittlerweile sind auch das Krankenhaus Hietzing und das Otto Wagner Spital ausgesucht worden, Patienten aufzunehmen. Sie bieten sich an, da sie im alten Pavillonsystem erbaut wurden und Patienten leicht von anderen isoliert werden können.
In ganz Österreich gibt es davon rund 160, reine Privatkrankenhäuser werden in diesem Artikel nicht berücksichtigt.
Wo sich das medizinische Personal infiziert hat, ist nicht immer nachzuvollziehen. Fest steht: Aufgrund des intensiven Kontakts mit Patienten zählt das Gesundheitspersonal zu den gefährdetsten Berufsgruppen. Auf der Gynäkologie im Donauspital in Wien hat eine Corona-positive Patientin insgesamt acht Mitarbeiter angesteckt, die Station wurde gesperrt. Auch im Universitätsklinikum Krems ist die chirurgische Abteilung wegen eines positiven Tests eines Patienten gesperrt, bislang ist aber noch nicht bekannt, ob sich dort auch Mitarbeiter infiziert haben.
Bisher war es so, dass es nur bei bereits diagnostizierten COVID-19-Patienten zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen gab. Mittlerweile gelten diese auch für neue Patienten. Dazu zählen Befragungen und Temperaturmessungen. Für alle anderen Personen gibt es seit spätestens 16. März in allen Krankenhäusern Besuchsverbote. Seitdem es Zugangsbeschränkungen gibt, werden bei Ärzten und Pflegepersonal die Ausweise kontrolliert. Erst diese Woche wurden, je nach Krankenhaus, teilweise auch Temperaturkontrollen eingeführt.
Bei Mitarbeitern von Geschäften im AKH in Wien werden dagegen lediglich die Ausweise kontrolliert, auch Notärzte oder Sanitäter können sich ohne Kontrollen in allen Krankenhäusern bewegen. Das birgt Risiken: Besonders Notärzte und Sanitäter sind permanent unterwegs, haben Kontakt mit vielen verschiedenen Patienten, die oft älter als 60 Jahre sind oder Vorerkrankungen haben, und damit zur Risikogruppe zählen. Dennoch gibt es für sie keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen. Erst seit dem 16. März gibt es Schutzbrillen und Masken, allerdings verwenden Sanitäter und Notärzte aufgrund des Materialmangels nur eine Atemschutzmaske pro Dienst. Die Einsatzorganisationen haben männlichen Mitarbeitern empfohlen, sich zu rasieren, um einen besseren Abschluss der Masken am Gesicht zu ermöglichen. Darüber hinaus gibt es bei Kontakt mit Verdachtsfällen keine eigenen Richtlinien, erst nach Kontakt mit einem diagnostizierten COVID-19-Patienten sollen Mitarbeiter sich an ihre Einsatzleiter wenden. Sollte ein Sanitäter sich also infizieren, ist es gut möglich, dass dieser das Virus über einen längeren Zeitraum weiter verbreitet.
Immer mehr Krankenanstaltenbetreiber rechen damit, dass es noch diese Woche in fast jedem Krankenhaus positiv getestete Mitarbeiter geben wird. Wie viele Mitarbeiter in Folge unter Quarantäne gestellt werden müssen, wie viele Abteilungen geschlossen werden und wie sich das auf die Versorgung von Patienten auswirken kann, ist noch unklar. Fest steht: Je mehr Ärzte, Pfleger und Sanitäter infiziert sind, desto mehr Abteilungen müssen schließen.