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Das Masken-Experiment: Geht es auch ohne China?
13. Mai 2020 Coronavirus Lesezeit 10 min
In der Corona-Pandemie stellt sich die Frage, wie weit die Globalisierung eigentlich gehen soll. Das Chaos beim Einkauf von medizinischer Schutzausrüstung aus Asien führte zu einer nationalen Ersatzproduktion. Wenn es diese auch nach der Krise noch geben soll, muss einiges anders werden.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Coronavirus und ist Teil 80 einer 106-teiligen Recherche.
Bild: Robert Jäger | APA

Der Weg aus dem Weltmarkt beginnt mit einem Karton. Darin befinden sich, fein säuberlich geschlichtet: zwei Rollen Band zu je 400 Meter, zwei Rollen Nähgarn zu je 1.000 Meter, 400 Stück Nasenbügel, 40 Plastiksackerl, 40 Aufkleber und mehrere Streifen Stoff. Die Hände von Viktoria Pitzer sollen das alles zu einer der heißesten Waren zusammenfügen, die auf dem globalen Markt von Shanghai über New York bis Addis Abeba gehandelt wird: einer Atemschutzmaske.

Jeden Morgen wirft die 25-Jährige ein paar Kilometer südlich von Graz ihre Nähmaschine an. Sie schneidet Stoffstreifen, näht Nasenbügel ein, rund 150 Stück Masken schafft sie an einem Tag. „Für mich ist das eine entspannende Arbeit“, sagt Pitzer, die zwar Schneiderin gelernt hat, aber eigentlich als Grafikerin und Produktmanagerin bei einem Sportbekleidungsbetrieb angestellt ist. Von 8 Uhr in der Früh bis 6 Uhr am Abend näht sie Masken, Stück um Stück, Karton um Karton.

Die Steirerin ist Teil eines Experiments: Überall im Land versuchen Unternehmer, die Globalisierung ein Stück weit zurückzudrehen. Sie erzeugen Dinge, die in den vergangenen Jahren in Asien hergestellt wurden, weil es billiger war. Bevor das neuartige Coronavirus aufkam, wurde rund die Hälfte aller weltweit verkauften Atemschutzmasken in China produziert. Das war viele Jahre bequem, billig und störte kaum jemanden. Wie oft brauchte man als Normalbürger schon eine solche Maske?

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Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck

Schramböck: „Nationale Produktion in den Vordergrund“

Mit der Krise geriet der beschauliche Markt für medizinische Schutzausrüstung aber aus den Fugen: Regierungen in aller Welt sahen sich gezwungen, Emissäre mit Koffern voller Geld nach China zu schicken, die sich dort vor den Fabriken anstellten. Neben ein paar Glücksrittern witterte auch die organisierte Kriminalität ein gutes Geschäft: Es tauchten unbrauchbare Masken mit gefälschten Zertifikaten auf, Lieferungen wurden auf Flugfeldern gestohlen, bereits bezahlte Bestellungen kamen niemals an.

Wegen dieses Chaos soll die Produktion heimkehren. Wenn es geht, dauerhaft. Die Billigware Maske – je nach Art kostet ein Stück in normalen Zeiten ein paar Cent oder ein paar Euro – avancierte über Nacht zum Symbol. Ihre Produktion gerät zum nationalen Kraftakt, zum politischen Bekenntnis des Widerstands gegen die Globalisierung. „Die Krise hat deutlich gezeigt, dass insbesondere für Schutzausrüstungen und Medizinprodukte die globalen Märkte nicht krisenresistent sind“, antwortet Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) auf eine Anfrage von Addendum. „Hier gilt es, nationale Produktion in den Vordergrund zu stellen und zentrale Bereiche, die sich jetzt als lebensnotwendig herausgestellt haben, zu stärken.“

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Was sie vorschlägt, ist ein Umbau des Marktes: Große Unternehmen sollen leichter fusionieren können. Die EU-Kommission betrachtet derlei Sehnsüchte bislang skeptisch, weil dadurch meist die Preise steigen. Zudem soll der Staat leichter Geld an von der Regierung bevorzugte Betriebe verteilen können. Das ist in Brüssel nicht gerne gesehen, weil es den Wettbewerb verzerrt. Außerdem sollen Steuern und Bürokratie fallen, die Forschungssubventionen steigen. So möchte Schramböck am Ende „sensible Bereiche“ stärken und „insbesondere von Asien“ unabhängiger machen. Gegenüber Addendum nennt sie dafür: die Pharmaindustrie, die Produktion von Schutzausrüstung, aber auch Halbleitern, Batterien oder Wasserstoff-Technologien.

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Die VorProtect-Schutzmaske

Testfall: Masken aus Österreich

Masken sind nun so etwas wie der Testfall dieser ökonomischen Renationalisierung. Vor der Krise gab es kaum jemanden, der es für strategisch unabdingbar gehalten hätte, eine heimische Maskenproduktion aufzuziehen. Der österreichische Pandemie-Plan – die aktuellste Version stammt aus dem Jahr 2006 – sieht vor, einen Vorrat anzulegen. Nicht, die Masken selber herzustellen. Nun geschieht genau das. Aber kann diese österreichische Produktion überleben, wenn der Weltmarkt sich wieder beruhigt hat? Wenn China wieder billiger ist?

Günter Grabher sagt: Ja, vielleicht, wenn. Der Vorarlberger gehört zu einer Gruppe von Unternehmern, die jene Stoffe herstellen und verarbeiten, die später in Kartons verpackt auf den Nähtischen von Viktoria Pitzer in der Steiermark landen. „VorProtect – Made in Vorarlberg“, steht auf den Schutzmasken. Sie sehen unscheinbar aus, doch der Stoff, aus dem sie gemacht sind, ist aufwendig beschichtet, um Wasser, Blut und Öl abweisen zu können. Auf diese Weise kann das Konsortium nicht nur einfache OP-Masken herstellen, sondern auch hochwertige – und am Weltmarkt hochbegehrte – Filtermasken. Deren Besonderheit: Während normale Filtermasken nur ein paar Stunden getragen und dann weggeworfen werden, ist der beschichtete Schutzstoff aus Vorarlberg zwischen zehn- und zwanzigmal waschbar.

Für Grabher ist das nicht nur aus ökologischen Gründen wichtig: Die Vorarlberger Filtermaske kostet pro Stück um die acht Euro, je nach Bestellmenge. Die Konkurrenz aus China bietet sie in Normalzeiten um rund zwei Euro an, in der Krise kletterte der Preis auf und über fünf Euro. Weil Krankenhäuser, Industriebetriebe oder Polizeistationen die Vorarlberger Masken aber waschen können, werden sie im Vergleich mit dem Wegwerfprodukt aus Asien wieder etwas günstiger.

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Die Masken wurden nach einem neu eingeführten, vereinfachten Verfahren zertifiziert und gelten als SARS-CoV-2-Pandemie-Atemschutzmaske, kurz CPA. Diese soll in etwa dem Standard FFP2 entsprechen, also rund 95 Prozent aller Partikel aus der Luft filtern. Der CPA-Standard wurde eingeführt, um langwierige Zertifizierungen zu verkürzen, gilt allerdings nur, solange eine akute Bedrohung durch die Coronavirus-Pandemie besteht.

Textilunternehmer Günter Grabher (links)

Von den „Fesseln des Weltmarktes“

„Wenn man alle Komponenten miteinrechnet, sind wir gar nicht so weit von dem weg, was in China angeboten wird“, sagt Grabher. Denn: Waschbare Masken im Land zu produzieren, würde Transportkosten sparen, die Umwelt schonen und Jobs für jene erhalten, die mit der Digitalisierung nicht mitkommen. In der Krise sind die Auftragsbücher voll: Rund 1,8 Millionen Masken seien bereits bestellt. Sie sollen ans Rote Kreuz, die Polizei, Handelsbetriebe, Schulen und die Vorarlberger Krankenhäuser geliefert werden. „Mit der Herstellung im eigenen Land können wir uns aus den engen Fesseln des Weltmarktes befreien“, jubelte der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bereits Anfang April. Es klingt, als hätte das Ländle der Globalisierung bereits ein Schnippchen geschlagen. Neo-Maskenproduzent Grabher kommentiert das Projekt lieber noch vorsichtig: „Wir haben natürlich die Hoffnung, dass es tatsächlich so ist. Wir werden erst sehen, ob wir aus den letzten paar Wochen gelernt haben und inwieweit später wieder diskutiert wird, ob ein Produkt aus Österreich mehr kosten darf als eines aus China.“

Er hat das alles schon einmal erlebt, das Geschäft schon einmal abwandern sehen. Vor acht Jahren stellte die Grabher Group noch OP-Bekleidung her. Doch sie konnte mit den Preisen aus Asien nicht mehr mithalten – wie so viele österreichische Betriebe. Gerade beim letzten Schritt in der Produktion, der Konfektion, benötigen Unternehmer weder besonders viel Know-how noch eine millionenschwere Investition: Es reichen viele Nähmaschinen und fähige Hände.

Diese fanden Bekleidungsbetriebe bereits ab den 1980er Jahren woanders für weniger Geld als in Österreich: zuerst am Westbalkan, kurz darauf in Asien, in den vergangenen Jahren ließen dann chinesische Geschäftsmänner in Afrika nähen. Etliche Regierungen trugen einen Teil dazu bei, diese globale Weltwirtschaft zu ermöglichen: Sie senkten die Zölle, strichen die Importquoten. Wie eine Karawane zogen die Hersteller weiter, irgendwo war es immer billiger.

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Zölle, Kartelle, Subventionen – oder doch CO2-Steuer?

Wer einen Industriezweig heimholen will, müsse erst fragen, warum dieser überhaupt weggegangen ist, findet Harald Oberhofer, stellvertretender Vorstand des Instituts für Internationale Wirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. „Die Produktionsbedingungen in Europa sind so, dass man damit nicht international wettbewerbsfähig ist“, sagt er. „Die Löhne sind höher, und wir spezialisieren uns auf komplexere Produkte, Hightech und Dienstleistungen. Nicht so sehr auf Schutzmaterialien, die relativ standardisiert und einfach herzustellen sind.“

Um das zu ändern, gäbe es zwei Möglichkeiten, beide müssten auf europäischer Ebene beschlossen werden: Zum einen könnte die Herstellung von Schutzausrüstung als strategisch wichtig definiert werden, was staatliche Beihilfen für bestimmte Betriebe ermöglicht. Das sei vergleichbar mit den von der EU-Kommission erlaubten Subventionen für Elektro-Batteriehersteller, mit denen sie den Vorsprung der asiatischen Konkurrenz aufholen sollen.

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Maskenproduktion in Shanghai, China.

Zum anderen könnte sich Europa wie in der Vergangenheit mit Zöllen gegenüber Asien abschotten. Das sei mit den geltenden Regeln der Welthandelsorganisation aber nur schwer vereinbar, die Handelspolitik müsste geändert werden. „Wenn man die eigene Produktion über höhere Zölle schützt, steigt der Preis für den Konsumenten – in diesem Fall ist das die öffentliche Hand“, sagt Oberhofer. Das gelte auch für die Idee, die Maskeneinkäufer staatlicher Krankenhäuser oder Institutionen zu zwingen, nur von österreichischen Betrieben einzukaufen – auch, wenn diese teurer sein sollten. Warum ÖVP-Wirtschaftsministerin Schramböck hingegen darauf pocht, das EU-Kartellrecht aufzuweichen, erschließt sich Oberhofer nicht. „Es stimmt, dass wir ein relatives scharfes Wettbewerbsrecht haben“, sagt er. „Aber das ist eine Grundlogik der Europäischen Union. Die Idee des Binnenmarktes war immer: Wir wollen möglichst wenig Marktmacht einzelner Unternehmen, weil diese zulasten der Konsumenten geht.“

In der Frage, wie viel Globalisierung zu viel ist, schlägt der Makroökonom etwas vor, was die österreichische Wirtschaftsministerin in ihrer Antwort an Addendum mit keinem Wort erwähnt: die Klimapolitik. „Man müsste zu einem weltweiten CO2-Preis kommen“, sagt Oberhofer. „Dann wird der Wettbewerb fairer, da berücksichtigt wird, dass weit weg produzierte Waren durch den Transport zusätzliche Kosten verursachen, in dem sie das Klima erwärmen.“

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von links nach rechts: Palmers Textil AG Vorstand Luca Wieser, Palmers Textil AG Vorstand Tino Wieser, Lenzing AG Vorstand (CEO) Stefan Doboczky, Palmers Textil AG Vorstand Matvei Hutman

Maske in Masse: Niederösterreich

Bislang ist der dauerhafte Rückbau der Globalisierung noch Theorie. Doch in der Praxis läuft die renationalisierte Produktion bereits, denn das Land braucht seine Masken jetzt. Auch, weil die österreichische Regierung beschlossen hat, diese für Millionen Menschen in Industriebetrieben, Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln, Handelsketten und Restaurants verpflichtend zu machen – und so die massive Nachfrage erst geschaffen hat.

Am Rand der 9.000-Seelen-Gemeinde Wiener Neudorf südlich von Wien steht das Palmers-Hochhaus. Bis vor wenigen Jahren lag hier der Firmensitz des gleichnamigen Unterwäschekonzerns. In die alten Hallen ist in den vergangenen Wochen neues Leben eingezogen: Drei Maschinen wurden angeliefert, aufgebaut, feinjustiert. Sie sollen rund um die Uhr laufen und im Monat rund 12 Millionen Einweg-Masken aus dem Kunststoff Polypropylen ausspucken. Sobald die ersehnte Zertifizierung eintrifft, können sie als medizinische OP-Masken verwendet werden. Auf rund 25 Millionen Stück lasse sich die Produktion am Ende hochfahren.

Um das möglich zu machen, hat Palmers mit dem oberösterreichischen Textilfabrikanten Lenzing ein eigenes Unternehmen gegründet, es heißt „Hygiene Austria“. „Das ist keine Produktion, die aufgesetzt wurde, um sie nach der Krise wieder abzubauen wie ein Feldhospiz“, sagt ein Lenzing-Sprecher. „Das Thema Masken und Hygiene wird uns eine Weile begleiten. Wir gehen davon aus, dass wir alle unsere Verhaltensweisen geändert haben.“ In die Maschinen wurden Millionen Euro investiert, über die genaue Summe sei Stillschweigen vereinbart worden. Außerdem arbeite man daran, Masken aus biologisch abbaubarer Zellulose herzustellen. Eine neue Maschine soll zudem in der Lage sein, hochwertigere Filtermasken der Kategorie FFP2 zu produzieren. Um die Angebotspalette abzurunden, soll es bei „Hygiene Austria“ auch Seifen oder Desinfektionsmittel zu kaufen geben.

Wie viel die Masken „Made in Austria“ im Vergleich zu chinesischen Importen kosten werden, will der Lenzing-Sprecher nicht beantworten. Nur so viel: „Es geht um das Thema Gesundheit, das ist hochemotional. Ich glaube, dass wir aus den vergangenen Wochen gelernt haben, wie lange wir auf Lieferungen gewartet haben und welche Qualität da zum Teil gekommen ist.“

Am Ende bleibt die Frage: Wer wird die österreichischen Masken kaufen, wenn die Pandemie vorbei ist? Die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft zum Beispiel gehört zu den ersten Kunden für beschichtete Stoffmasken aus heimischer Produktion, sie hat 200.000 Stück bestellt. Gegenüber Addendum kann sich deren Einkäufer vorstellen, auch nach der Krise zu ordern. Ob das bei höheren Preisen dauerhaft leistbar wäre? „Muss erst geprüft werden“, lautet die kurze Antwort.

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Die Dauer des Maskenrausches

Der Druck der Massenimporteure habe in den vergangenen Wochen wieder zugenommen. So bemerkt das zumindest Eva Maria Strasser, die Geschäftsführerin des Fachverbandes für Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie der Wirtschaftskammer (WKO). „Solange nichts importiert werden konnte, wurde bei österreichischen Produzenten nachgefragt“, sagt sie. „In dem Moment, in dem die Flieger kommen, ordern die Entscheidungsträger mehr Importware.“

Sie fordert einen Umdenkprozess: Die medizinische Mehrweg-Maske stelle ein Nischenprodukt dar – nachhaltig und regional. Laut einer Studie der WKO aus dem Jahr 2013 wird in Österreich bei rund 80 Prozent aller Operationen waschbare Mehrweg-Bekleidungen verwendet – ein europäischer Rekordwert. Die logistische Aufgabe ist für viele Betriebe nicht sehr groß: Sie müssten nur einen eigenen Wäschesack für schmutzige Masken bereitstellen. Auch in Industriebetrieben oder bei der Polizei könnten waschbare Modelle einmal die Wegwerf-Produkte ersetzen. So ließe sich ein Kreislauf schaffen, von dem neben Textilfabrikanten und Bekleidungsherstellern auch die Wäschereien profitieren könnten. Läuft es dieser Vision nicht zuwider, wenn ein anderer österreichischer Hersteller nun Einweg-Masken in hoher Millionenzahl aus der Maschine fertigt? „Ich glaube, dass alle genug Platz haben“, sagt Strasser.

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Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck zusammen mit der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) beim Besuch in der Maskenmaschinerie in Wiener Neudorf.
Bild: Robert Jäger | APA | picturedesk.com
„Mehr als 10 Millionen Stück Untersuchungshandschuhe sind heute Abend zur Bekämpfung von #covid19 aus Malaysia am Flughafen Wien Schwechat angekommen.“, schreibt Ministerin Schramböck am 30. März auf Facebook.
Bild: Screenshot | Facebook | Mo. 30. März 13.00 Uhr

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck jedenfalls ließ sich in den vergangenen Wochen bei beiden Unternehmen blicken: Erst warb sie für das Vorarlberger Nähprojekt, vor kurzem besuchte sie zusammen mit der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die Maskenmaschinerie in Wiener Neudorf. Auf den Kartons der Palmers-Lenzing-Masken steht gut sichtbar „Made in Austria“ und „#TeamÖsterreich“. Als die Krise noch frisch war, fuhr Schramböck noch zum Flughafen Wien-Schwechat, um medienwirksam andere Kartons auf österreichischen Boden zu tragen: Der Staat hatte dem niederösterreichischen Gummihersteller Semperit Schutzhandschuhe abgekauft, der sie in Malaysia herstellen lässt. „Dass 90 Prozent der Weltmarkt-Produktion von Handschuhen im Gesundheitswesen aus Malaysia kommen, wurde uns schmerzlich bewusst“, sagte Schramböck später im Profil.

Wie lange der Maskenrausch noch anhält, kann derzeit niemand sagen. Die Schneiderin Viktoria Pitzer näht erstmal weiter. Mehr als 3.000 Menschen haben sich gemeldet, um in der Not in Masse Mund- und Nasenschutzmasken für das Land zu nähen. Noch werden alle Bewerbungen gesichtet, rund 500 Näher und Näherinnen arbeiten zurzeit an den Masken der Marke „Made in Vorarlberg“.

„Ich kann hier etwas bewirken“, sagt die 25-jährige Steirerin. Für eine Schneiderin ist die Maske keine besondere Herausforderung. Ein paar Nähte hier, ein paar da, nächstes Stück. Es ist eine Arbeit, die von außen betrachtet schnell monoton wirkt. „Es kommt darauf an, ob man das noch ein halbes Jahr macht oder drei Jahre“, sagt Viktoria Pitzer. Noch ist sie motiviert. 

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