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Lieb gemeint, aber naiv.
Tourismusforscher Peter Zellmann darüber, ob heimische Urlauber das Ausbleiben ausländischer Gäste ausgleichen könnten.

Tourismusforscher Peter Zellmann hält die Vorstellung, dass Österreicher für ihren Urlaub in Österreich bleiben und so das potenzielle Wegbleiben ausländischer Touristen ausgleichen, für unrealistisch: „Das ist eine Idee, aber das wird die Hoteliers nicht retten. Lieb gemeint, aber naiv.“ Die Urlaube, die Österreicher im Sommer im Ausland verbringen, bieten rein rechnerisch ein Potenzial von rund 20 Millionen Übernachtungen. Das rechnet Holger Sicking, Leiter der Tourismusforschung der Österreich Werbung vor. Voraussetzung dafür wäre – neben den nötigen finanziellen Mitteln – naturgemäß Reiselust. Gemeinsam mit dem verantwortlichen Ministerium von Elisabeth Köstinger gibt es deshalb ab Juni deshalb eine Kampagne, um Ostösterreicher in den Westen zu holen. Motto: „Auf dich wartet ein guter Sommer. Entdecke dein eigenes Land.“

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Einzelne Gemeinden trifft der Wegfall von Gästen aus Drittstaaten besonders stark: Axams bei Innsbruck sowie Hallstatt, Zell am See und Kaprun im Salzkammergut sind nur einige Bespiele dafür. Axams erwartet Einbußen, weil Betriebe auf chinesische Gäste spezialisiert sind, die in zehn Tagen durch Europa reisen. In Zell am See und Kaprun wird der hohe Anteil von Gästen aus dem arabischen Raum aufgrund der eingeschränkten Reisefreiheit zum Problem. In Halltstatt, das wie die Stadt Salzburg normalerweise mit dem Phänomen „Overtourism“ kämpft, hofft man auf heimische Gäste, wie Leo Bauernberger, Geschäftsführer von SalzburgerLand Tourismus, sagt: „Heuer hätte man da einfach viel Freiraum.“

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Vier von zehn Nächtigungen gingen in der Sommersaison des Vorjahres in der Stadt Salzburg auf Gäste aus Drittstaaten zurück.

In Salzburg ist ein Rückgang der Nächtigungszahlen auch wegen des eingeschränkten Kulturbetriebes sowie wegen des Wegfalls von internationalen Kongressen abzusehen. Die Bundeshauptstadt Wien steht mit ihrer großen Kongressindustrie vor noch größeren Herausforderungen. Nach Berechnungen von Wien Tourismus wird dieser Faktor nicht nur die Hotellerie treffen, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. Während Freizeittouristen in Wien durchschnittlich 276 Euro pro Tag ausgeben, seien es bei Kongressteilnehmern 541 Euro pro Tag.

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Hoffnungsschimmer für die Tourismusbranche sei vor allem die Typologie der Österreich-Urlauber: „Eine Mehrheit der Sommerurlauber sind Stammgäste, die mit dem Auto kommen“, sagt Holger Sicking, Leiter der Tourismusforschung bei Österreich Werbung. Dadurch sei die Wiederaufnahme des Flugverkehrs für Österreich nicht überlebenswichtig für den Tourismus. Österreich genieße wegen der im internationalen Vergleich geringen Zahl an COVID-19-Erkrankten Vertrauen. Die Causa Ischgl sei nicht im Bewusstsein der ausländischen Urlauber geblieben, meint Sicking.

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Potenzielle Engpässe in Deutschland

Das könnte beispielsweise gegenüber Deutschland ein Vorteil sein, wo der Tourismusforscher Peter Zellmann Engpässe erwartet. Dort könnten die strikten Abstandsregelungen die Kapazitäten in Hotels so weit reduzieren, dass das Angebot für Heimaturlauber nicht ausreicht – und sie auch deshalb nach Österreich ausweichen.

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Gute Voraussetzungen für das niederösterreichische Waldviertel

Der Kontrast zur Abhängigkeit von ausländischen Gästen im Westen ist der hohe Anteil heimischer Sommerurlauber im Osten. Im niederösterreichischen Waldviertel liegt der Anteil der Nächtigungen, die auf österreichische Gäste zurückgehen, vielerorts jenseits von 90 Prozent. Dass die Region für kürzere Naherholungsreisen gebucht wird und der Fokus auf Wandern, Gesundheit und Genuss kommen ihr zugute.

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Hoffnung auf Herbst

Tourismusforscher Holger Sicking geht ebenso davon aus, dass heimische Urlauber mehr Reisen in den Herbst verschieben: „In Umfragen sehen wir höheres Interesse als normalerweise.“ Durch die kurze Anreise blieben die Gäste flexibel und könnten mehrmals kürzere Reisen unternehmen. Voraussetzung dafür wäre, dass ein zweiter Lockdown des Landes aufgrund steigender Infektionszahlen ausbleibt. 

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Über die Daten

Die Daten kommen aus einer Spezialauswertung der Statistik Austria. Sie basieren auf den Meldungen der Beherbergungsbetriebe. In Gemeinden mit weniger als drei Betrieben werden die Ankunfts- und Nächtigungsdaten aufgrund von Datenschutzbedenken geheim gehalten. Zudem müssen in einer Gemeinde über mehrere Jahre hinweg mehr als 1.000 Nächtigungen verzeichnet werden, um als Berichtsgemeinde eingestuft zu werden. Das führt dazu, dass von rund 2.100 Gemeinden nur etwa 1.400 in den Karten enthalten sind.

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