Teilzeit ist weiblich. 50 Prozent aller erwerbstätigen Frauen zwischen 25 und 60 Jahren sind teilzeitbeschäftigt. Bei den Männern in dieser Altersgruppe ist das ein Minderheitenprogramm (neun Prozent). Europaweit betrachtet ist die Teilzeitquote bei Frauen nur in den Niederlanden noch höher als hierzulande. Österreich ist, wenn man so will, in diesem Bereich also Vizeeuropameister oder vielmehr Vizeeuropameisterin.
Es gibt unterschiedliche Definitionen für Teilzeitarbeit. Laut Statistik Austria galt man bis 2003 als Teilzeitkraft, wenn man maximal 35 Stunden pro Woche gearbeitet hat, seit 2004 können sich die Befragten bei der sogenannten Mikrozensus-Erhebung selbst zuordnen. Die Arbeiterkammer versteht unter Teilzeit wiederum weniger als 38,5 (Kollektivvertrag) oder 40 (Gesetz) Stunden pro Woche.
Das Bildkonzept
Die Titelbilderserie dieses Projekts zeigt eine Auswahl der berühmtesten Frauendarstellungen der Kunstgeschichte. So vielfältig wie die dargestellten Frauenbilder sind die Positionen im Feminismus.
Die Teilzeitquote war allerdings nicht immer so hoch wie heutzutage. Vor 20 Jahren war jede dritte berufstätige Frau zwischen 25 und 60 Jahren teilzeitbeschäftigt. Die Steigerung ist laut Experten primär darauf zurückzuführen, dass heute wesentlich mehr Frauen arbeiten gehen als früher .
Die Daten variieren geografisch gesehen aber relativ stark. In vielen kleinen Gemeinden haben bis zu 87 Prozent aller beschäftigten Frauen einen Teilzeit-Job, während es in Wien „nur“ knapp 41 Prozent, in Graz 46 Prozent und in Linz 49 Prozent sind. Im Schnitt liegt die Quote in dünn besiedelten Regionen bei 54 Prozent, in dicht besiedelten Gebieten bei rund 41 Prozent.
Wir haben recherchiert, wie die Teilzeitquote in Ihrer Gemeinde aussieht:
Warum arbeiten viele Frauen weniger als 38,5 oder 40 Stunden? Wir haben errechnet, anhand welcher Faktoren man am besten voraussagen kann, ob Frauen eher einen Vollzeit- oder einen Teilzeit-Job haben.
Hauptgrund für die Entscheidung pro Teilzeit sind Kinder. Wer also keine Kinder hat, arbeitet mit großer Wahrscheinlichkeit Vollzeit. Auch das Alter hat Auswirkungen. Wer jünger als 44 Jahre und kinderlos ist, ist auch eher vollzeitberufstätig. Wenn eine Frau älter als 44 Jahre ist und der Partner über ein gutes Einkommen verfügt, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Teilzeit-Tätigkeit. Verdient der Partner hingegen wenig, ist es wahrscheinlicher, dass die Frau voll berufstätig ist. Das zeigt: Teilzeit muss man sich auch leisten können. Mitentscheidend ist auch noch, welches Bildungsniveau eine Frau hat und ob sie in Miete oder in Eigentum wohnt. Akademikerinnen, die älter als 44 Jahre alt und kinderlos sind, üben beispielsweise eher einen Vollzeit-Job aus (siehe Grafik).
Der Mikrozensus der Statistik Austria liefert international vergleichbare Daten zu Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Bildung und ist auch eine Ergänzung zur Volkszählung. Pro Quartal werden rund 22.500 Haushalte in Österreich befragt. Die Basis für die Stichproben-Ziehung bildet das Zentrale Melderegister.
Die Mikrozensus-Erhebung der Statistik Austria hat ebenso ergeben, dass Frauen hauptsächlich Teilzeit arbeiten, weil sie Kinder oder Angehörige betreuen.
Dieser Entscheidungsbaum wurde mit einem CART-Algorithmus und dem EU-SILC-Datensatz aus dem Jahr 2016 für Österreich erstellt. Dieser Algorithmus wird mit Daten und Variablen gefüttert und versucht mittels maschinellen Lernens, aus allen Variablen die wichtigsten Einflüsse auf das Ergebnis herauszufiltern. In unserem Fall ist das die Entscheidung von Frauen, Vollzeit oder Teilzeit zu arbeiten. Das Modell liegt in 72 Prozent der Fälle mit seiner Voraussage richtig. Diese Analyse ist von der Analyse des Wahlergebnisses der Berlin-Wahl 2016 der Berliner Morgenpost inspiriert.
Die Variablen, mit denen der CART-Algorithmus gefüttert wurde sind:
Dass Frauen in ländlichen Gebieten seltener einer bezahlten Vollzeitarbeit nachgehen als im städtischen Raum, hat nach Meinung von Expertinnen verschiedene Ursachen. Einer der Hauptgründe sei, dass es an Kinderbetreuung mangle. „Auf dem Land gibt es weniger Kinderbetreuungseinrichtungen, die Vollzeit-Arbeit ermöglichen“, sagt etwa Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung für Frauen und Familie in der Arbeiterkammer (AK). Die Soziologin Sonja Dörfler vom Institut für Familienforschung an der Uni Wien nennt auch „mehr ganztägige Kinderbetreuungsangebote“ als einen Hauptgrund für die geringere Teilzeitquote im städtischen Raum.
Die Statistik gibt den Expertinnen Recht. Laut EU-Vorgabe sollte es in jedem Bundesland für jedes dritte Kleinkind (bis zwei Jahre) einen Betreuungsplatz in einem Kindergarten oder in einer Krippe geben. Dieses Ziel wird nur in Wien erreicht (44 Prozent), in der Steiermark können nur 14 Prozent der unter Dreijährigen in einem Kindergarten betreut werden.
Flächendeckende Kinderbetreuung, die Frauen auf Wunsch einen Vollzeitjob ermöglichen soll, ist auch eine Forderung, die von den Initiatorinnen des neuen Frauenvolksbegehrens erhoben wird.
Erschwert wird Vollzeitbeschäftigung nicht nur, weil es zu wenig Kinderbetreuungsplätze gibt, sondern auch, weil viele Kindergärten auf dem Land bereits am frühen Nachmittag ihre Pforten schließen. In Vorarlberg, Tirol und in der Steiermark ist jeder zweite Kindergarten nur bis maximal 15 Uhr geöffnet. In Wien sind hingegen nahezu alle Kindergärten länger geöffnet. Dazu kommt, dass viele Kindergärten und Krippen auf dem Land oft – etwa während der Schulferien – ganz geschlossen sind.
Ist es generell von Vor- oder von Nachteil, wenn Frauen teilzeitberufstätig sind? Nützt oder schadet es? Die Expertinnen Sonja Dörfler und Ingrid Moritz subsumieren unter den negativen Folgen:
Aber Teilzeit-Arbeit bringt auch einige Vorteile mit sich:
Ingrid Moritz betont, es mache „einen Riesenunterschied, ob man 15 oder 30 Stunden arbeite“. Sprich die Nachteile von Teilzeitarbeit würden sich automatisch verringern, wenn man das Stundenvolumen erhöhe.
Frauen, die teilzeitbeschäftigt sind, arbeiten derzeit im Schnitt 23,7 Stunden pro Woche.
Dörfler meint: „Erstrebenswert wäre eine generelle Arbeitszeitverkürzung für Eltern. Dann ist mehr Zeit für alle in der Familie da. Man könnte 35 Stunden anpeilen, das wäre gesamtgesellschaftlich wünschenswert und sinnvoll.“ Das würde auch die Lohnschere verkleinern, und die unbezahlte Arbeit würde gleichmäßiger auf Männer und Frauen aufgeteilt.