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Wie weit reicht der Arm des Glücksspiels?
Glücksspiel in Österreich: Wer damit verdient, wer damit verliert, wer es kontrollieren sollte.
Das Projekt Glücksspiel ist eine 23-teilige Recherche.

Der Mensch, sagen die Philosophen, ist ein Spieler: „homo ludens”. Was die Philosophen eher nicht meinen, ist das, was zehntausende Österreicher an den Rand des Ruins oder darüber hinaus treibt: Spielsucht . Spielsüchtige zerstören in vielen Fällen nicht nur ihr eigenes berufliches, privates und finanzielles Leben und das ihrer Angehörigen, sondern rutschen nicht selten in die Kriminalität ab, wenn die Möglichkeiten der legalen Geldbeschaffung zur Befriedigung der Sucht ausgeschöpft sind.

Mit diesen Menschen macht die Glücksspielindustrie insgesamt 30 bis 40 Prozent, die Automatenbranche sogar 70 Prozent ihrer Umsätze. Der Schutz dieser Menschen steht eigentlich im Zentrum der staatlichen Bemühungen, das Glücksspiel zu regulieren. Eigentlich. Denn bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass es die staatlichen Kontrollinstitutionen so genau gar nicht wissen wollen .

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In einem besonders spektakulären Fall bereiteten zwei niederösterreichische Beamte 2.500 Genehmigungen auf einen Schwung vor. Obwohl bis dahin maximal acht (!) Automaten pro Vorgang genehmigt wurden, bezeichneten die beiden das Blitz- Verfahren, das sie in Abwesenheit der zuständigen Landesrätin und der verantwortlichen Abteilungsleiterin durchzogen, als „Routinefall”. Jetzt wurde offenbar, dass sich einer der Beamten zuvor noch schriftlich als erbitterter Glücksspielgegner positioniert hatte.

Sowohl die Genehmigung von Automatenkonzessionen als auch die Überprüfung der von den Automatenbetreibern an das Bundesrechenzentrum übermittelten Daten sind durch ein erstaunliches Maß an Unzuständigkeit und Untätigkeit gekennzeichnet. Wollen die gar nicht so genau wissen, wer was tut?

Etwas weniger träge agiert der staatliche Kontroll- und Polizeiapparat gegenüber dem illegalen Glücksspiel. Da kommt mitunter auch schweres Gerät zum Einsatz.

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Ganz so leicht lässt sich zwischen legalen und illegalen Praktiken nicht immer unterscheiden. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH), das im August dieses Jahres publik wurde, hält beispielsweise fest, dass der inzwischen zum Weltkonzern angewachsene österreichische Marktführer, Novomatic, über Jahre hinweg die gesetzlichen Regelungen „umschifft”, also de facto illegale Glücksspielautomaten betrieben hat.

Der Konzern sieht das naturgemäß anders und kann sich, was die Durchsetzung seines Narrativs angeht, auf breite Unterstützung in der Öffentlichkeit verlassen. Denn er pflegt allerbeste Beziehungen zu einflussreichen Politikern unterschiedlicher Couleurs . Auch das hat Tradition in der Glücksspielindustrie, wie ein historischer Rückblick auf die Glücksspielbranche in Österreich zeigt.  

(Aktualisiert am 13. Oktober aufgrund eines Leserhinweises)

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