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Schlechte Karten: Casinos-Chef kämpft an vielen Fronten
17. März 2018 Glücksspiel Lesezeit 4 min
Bei den Casinos Austria liegen – angesichts zahlreicher ungelöster Probleme – die Nerven blank. Generaldirektor Alexander Labak gilt als angezählt. Nun machen intern auch noch Erzählungen über verbale Ausrutscher die Runde. Eines scheint klar: Will der Casinos-Boss im Amt bleiben, braucht er rasch Resultate.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Glücksspiel und ist Teil 19 einer 23-teiligen Recherche.
Bild: Philipp Horak | Addendum

Was sich im Moment in der Chefetage der teilstaatlichen Casinos Austria abspielt, hat mit gepflegtem Spiel nicht mehr viel zu tun. Generaldirektor Alexander Labak (55), seit nicht einmal zehn Monaten im Amt, ist es in den vergangenen Wochen nicht gelungen, eine Reihe höchst dringender Probleme zu lösen – er gilt bereits als angezählt.

Es geht unter anderem um den Verkauf der Casinos Austria International (CAI), um das äußerst angespannte Verhältnis zur Stadt Wien und um die Interessen der drei Großaktionäre, zu denen – neben der tschechischen Sazka-Gruppe und der Firma Novomatic – auch die Republik gehört. Und es geht um den Management-Stil von Labak.

Addendum-Informationen zufolge machen etwa intern Berichte über verbale Ausrutscher Labaks die Runde. Dass hinter den Kulissen der Glücksspielbranche mitunter ein rauer Ton herrscht, mag nicht überraschend sein. Allerdings lassen sich Aussagen im kleinsten Kreis schwer überprüfen.

Eines ist dagegen jedoch offensichtlich: Die Casinos Austria AG, ein Flaggschiff der heimischen Wirtschaft, ist derzeit nicht auf Kurs. Die kommenden Wochen dürften entscheiden, wie lange Labak noch am Steuer steht.

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Streit mit Wien: Labak traf Sima

Die erste der Fronten, an denen der Generaldirektor derzeit zu kämpfen hat: der offene Konflikt mit der Wiener Stadtführung über den seit Anfang Februar laufenden Betrieb von 50 sogenannten Video-Lotterie-Terminals im Wiener Prater. Die Casinos dürfen dank einer Bundeslizenz Automaten aufstellen, obwohl die Stadt Wien per 1. Jänner 2015 das sogenannte kleine Glücksspiel verboten hat.

Bisher hatten die Casinos das aus Rücksicht auf die Stadtpolitik nicht gemacht. Labak beendete diese Zurückhaltung. Er soll intern erklärt haben, er habe das mit dem scheidenden Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sehr wohl abgesprochen. Zumindest nach außen gab sich die Stadtregierung allerdings negativ überrascht.

Wie unglücklich die Stadt Wien mit den Entwicklungen ist, zeigt sich etwa an einem Nebenschauplatz: Vor einigen Tagen war Stadträtin Ulrike Sima (SPÖ) höchstpersönlich bei einer Behörden-Razzia samt Polizeiaufgebot in einem Wettlokal der Novomatic-Tochter Admiral dabei. Automaten wurden abtransportiert und das Lokal versiegelt – laut einem Bericht der Bezirksblätter ortete ein Admiral-Anwalt eine „völlig absurde Auslegung des Gesetzes“.

Die Sima-Aktion betrifft zwar nicht direkt das Geschäft der Casinos, Novomatic ist aber mit 17 Prozent der Anteile Großaktionär der Casinos Austria. Beim Gumpoldskirchner Automatenkonzern soll man wegen des schlecht akkordierten Vorgehens nun stinksauer auf Labak sein. Er wiederum soll nun seinerseits darauf aus sein, die Wogen zu glätten. Laut Casinos-Sprecher Martin Himmelbauer habe es zur Aufstellung der Video-Lotterie-Terminals in Wien einen persönlichen Gesprächstermin zwischen Labak und Sima gegeben.

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Alexander Labak
Casinos-Chef
Alexander Labak wurde 1962 in Wien geboren. Seit Juli 2017 ist er Generaldirektor der Casinos Austria AG. Davor war er viele Jahre lang im Ausland tätig – etwa bei der Deutsche Bank und bei Mastercard International. Er gilt als Vertrauensmann der tschechischen Sazka-Gruppe, die 34 Prozent an den Casinos erworben hat. Bild: Casinos Austria

Schwieriger Verkauf

Auch beim Bund ist man nicht mit allem glücklich, was Labak vorhat. Konkret spießt es sich in Bezug auf den möglichen Verkauf der Auslandsbeteiligungen der Casinos. Labak forciert diesen – zum Gefallen der tschechischen Sazka-Gruppe, die in den vergangenen drei Jahren rund 34 Prozent der Casinos-Anteile erworben hat und als deren Vertrauensmann Labak engagiert wurde. Beim Bund, der über die beim Finanzministerium ressortierende Beteiligungsgesellschaft ÖBIB 33 Prozent hält, ist man weniger erfreut über den beabsichtigten Verkauf der Casinos Austria International. Auch die Vorstellung in Bezug auf den erwarteten Verkaufspreis sollen deutlich auseinanderliegen.

Die Befürchtung einer Zerschlagung der Casinos Austria AG – beginnend mit dem Verkauf der CAI – wollte Casinos-Sprecher Himmelbauer auf Addendum-Anfrage mit Verweis auf das Geschäftsgeheimnis nicht kommentieren. Das betreffe interne, teilweise noch laufende Prozesse und Strategien. Sehr wohl versichert Himmelbauer, dass die Casinos „selbstverständlich“ auch ein Fortführungsszenario für die CAI evaluieren würden.

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Match um die Kontrolle

Sazka jedenfalls braucht das Wohlwollen des Bundes, um die eigene Beteiligung an der Casinos Austria AG wie geplant weiter aufstocken zu können. Dabei geht es um den Erwerb der Anteile der Privatbank Schelhammer & Schattera. Das läuft schon. Allerdings ist dafür die regulatorische Genehmigung des Finanzministeriums notwendig – und die Zustimmung der Hauptversammlung bzw. der Verzicht auf ein Vorkaufsrecht. Die Hauptversammlung hätte bereits Ende Februar stattfinden sollen, musste aber auf Wunsch des Finanzministeriums – auf vorerst unbestimmte Zeit – verschoben werden.

Das wiederum freut Sazka nicht. Die Gruppe der tschechischen Milliardäre Jiří Šmejc und Karel Komárek plant einen Börsengang. Vermutet wird, dass es für Sazka dabei von Vorteil wäre, wenn der Konzern nachweisen könnte, dass er die Kontrolle über die Casinos ausübt. Zwar hat Novomatic dem Mitaktionär Sazka per Vertrag die Stimmrechte für ihre 17 Prozent der Anteile eingeräumt. Solange es – wie es den Anschein hat – Gegenwind vom Aufsichtsrat, vom Betriebsrat und vom Bund gegen Labak gibt, darf aber bezweifelt werden, dass Sazka das Unternehmen wirklich kontrolliert.

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Die Frage des Vertrauens

Sazka wollte zu diesen Überlegungen keinen Kommentar abgeben. Fragen in Zusammenhang mit dem Börsegang wären „preisrelevant“ und würden einem „strengen Offenlegungsregime“ unterliegen, teilte ein Sprecher mit: „Deshalb ist Sazka Group aus regulatorischen Gründen nicht in der Lage, Ihnen die gewünschten Informationen zur Verfügung zu stellen.“

Dies gilt wohl nicht für die Frage, ob Casinos-Boss Labak angesichts der ungelösten Probleme weiterhin das Vertrauen von Sazka genießt. Dennoch blieb auch dieser Punkt unbeantwortet. Der Sazka-Sprecher verwies lediglich auf ein vor wenigen Tagen im Standard erschienenes Interview von Sazka-Manager Pavel Horak. Doch auch darin blieb die Frage nach der Zufriedenheit mit Labak letztlich offen. Horak sagte lediglich: „Labak ist sehr direkt und geradlinig, für die Casag ist sein Stil sicher eine große Umstellung. Aus meiner Sicht arbeitet der heutige Dreiervorstand jedenfalls besser zusammen als unter dem alten CEO, Karl Stoss.“

Ein klares Ja klingt anders. 

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