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Casinos Austria (International): Hohe Beraterkosten, große Probleme
11. März 2018 Glücksspiel Lesezeit 5 min
Der geplante Verkauf der International-Tochter sorgt für Unruhe unter den Aktionären. Die Beratung für den Verkaufsprozess soll vier Millionen Euro gekostet haben.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Glücksspiel und ist Teil 18 einer 23-teiligen Recherche.
Bild: Philipp Horak | Addendum

Update 11.03.2018:

Casinos Austria (International): Hohe Beraterkosten, große Probleme

Die Casinos Austria treten beim geplanten Verkauf der International-Tochter (CAI) auf der Stelle: Ursprünglich hatte Casinos-Chef Alexander Labak, ein Vertrauter des Hauptaktionärs Sazka Group, einen zügigen Verkauf geplant, als Hauptinteressent galt die österreichische Novomatic. Vor der Casinos-Aufsichtsratssitzung am Montag, 12. März, ist von heftigeren Verwerfungen unter den Aktionären die Rede.

Interessant ist in dem Zusammenhang, dass Labak eigens Berater an Bord holte, die den Verkaufsprozess der Casinos Austria International begleiten sollten. Die Wahl fiel auf Erste Bank und die Anwaltskanzlei White & Case, bei der mit Stefan Weber Labaks Schwager engagiert ist. Casinos-intern wurden zuletzt Beraterkosten von mehr als vier Millionen Euro kolportiert. Eine Summe, die ein Sprecher Labaks in Abrede stellt: „Die genannte Summe ist weit überhöht und für uns nicht nachvollziehbar.“ Im Übrigen sei immer geplant gewesen, zu evaluieren, ob ein Verkauf oder eine Weiterführung der Casinos Austria International sinnvoller wäre. Zu Labaks Naheverhältnis zu Anwalt Weber erklärt der Casinos-Sprecher: Die beratende Bank habe den Anwalt ausgesucht, Labak habe intern sofort klargemacht, dass es eine private Verbindung gebe.

Für zusätzliche Brisanz im Casinos-Aufsichtsrat dürfte auch ein Standard-Interview mit Sazka-Manager Pavel Horak sorgen: Darin spricht der stellvertretende Vorsitzende des Casinos-Kontrollgremiums über den Verkaufsprozess der Casinos Austria International – und ignoriert die Verschwiegenheitsverpflichtung, die für Aufsichtsräte gilt.

(Ende Update 11.03.2018)

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14. Jänner 2018:

Casinos Austria: Tschechen haben Vorverträge für 60 Prozent

Addendum-Recherchen zufolge hat der Glücksspielkonzern Sazka Vorverträge mit Novomatic und dem Bankhaus Schelhammer & Schattera abgeschlossen, um in absehbarer Zeit 60,8 Prozent an der CASAG kontrollieren zu können. Damit hätte die Republik Österreich keinen Einfluss mehr auf maßgebliche Unternehmensentscheidungen.

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Wo Austria draufsteht, muss nicht unbedingt Österreich drin sein: In der Casinos Austria AG (CASAG), einem der teilstaatlichen Vorzeige-Unternehmen des Landes , dürfte demnächst mehr Tschechien als Austria enthalten sein. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung des Glücksspiel-Konzerns am Montag (15. Jänner 2018) wird zwar nur offiziell beschlossen, was faktisch schon vor Weihnachten feststand: Die tschechische Sazka-Gruppe wird größter Aktionär der CASAG, da sie die Anteile der Raiffeisen-Tochter Leipnik-Lundenburger und der UNIQA erworben hat und somit 34 Prozent hält (bisher 11 Prozent). Diese Übernahme wird beim Aktionärstreffen in Wien formal abgesegnet. Doch das ist nicht der Schlusspunkt der Expansionsbestrebungen der Tschechen in Österreich, wie Addendum-Recherchen in den letzten Wochen ergeben haben. Die Sazka-Group rund um die beiden Milliardäre Karel Komárek und Jiří Šmejc könnte demnach in absehbarer Zeit mehr als 60 Prozent der CASAG-Anteile kontrollieren.

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Wie das geht? Dafür muss man einen Blick auf die derzeitige Eigentümer-Struktur werfen. Aktuell gehört die Casinos Austria AG über die staatliche Beteiligungsgesellschaft ÖBIB zu einem Drittel den österreichischen Steuerzahlern (33 Prozent). 17 Prozent sind in der Hand des niederösterreichischen Glücksspielkonzerns Novomatic. 34 Prozent halten, wie erwähnt, die Tschechen. Der Rest verteilt sich auf Kleinaktionäre.

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Weichenstellung mit Novomatic und einem Bankhaus

Laut Informationen, die Addendum vorliegen gibt es aber bereits Vorverträge mit zwei Aktionären für die nächsten Schritte. Das geht aus einem Schreiben der REEF Casino Trust, einer Casinos-Austria-Tochter mit Sitz in Brisbane und Cairns, an die australische Börse hervor, das mit 12. Jänner 2018 datiert ist (siehe Faksimile). Die Australier hatten zuletzt auch ihren Sanktus zu den aktuellen Anteilsverschiebungen in der Casinos-Gruppe geben müssen. Laut diesem Dokument hat die Sazka-Unternehmensgruppe mit dem Bankhaus Schelhammer & Schattera, das direkte und (über die Medial Beteiligungs-GmbH) indirekte CASAG-Anteile besitzt, einen Optionsvertrag abgeschlossen. Das bedeutet: Die Tschechen können die Anteile der Bank übernehmen – entweder zu einem vertraglich vereinbarten Zeitpunkt oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

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Das Streben nach den 60 Prozent

Eine ähnliche Vereinbarung wurde dem Schriftstück aus Australien zufolge zwischen Sazka und Novomatic getroffen. Demnach hat der Glücksspiel-Riese aus Gumpoldskirchen den Tschechen unter gewissen Bedingungen ein Vorkaufsrecht und die Übertragung der Stimmrechte in der CASAG eingeräumt.

Erlangen diese Verträge Gültigkeit, kontrolliert Sazka 60,8 Prozent der Casinos Austria.

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Die Motivation der Sazka-Gruppe

Warum wollen die Unternehmer aus Prag überhaupt die Casinos mit Stammsitz Wien kontrollieren? Dazu muss man wissen, wo der Schwerpunkt der Sazka-Group liegt.

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Die Gruppe, die von Karel Komárek und Jiří Šmejc über Offshore-Gesellschaften in Zypern gehalten wird, tituliert sich selbst als größter Anbieter von privat betriebenen Lotterien in Europa mit Spieleinsätzen von mehr als 16 Milliarden Euro und einem Ertrag von 850 Millionen Euro pro Jahr. Sazka verfügt über Beteiligungen an den tschechischen, den griechischen, den italienischen und den österreichischen Lotterien.

Ursprünglich strebte das österreichische Pendant von Sazka, die Novomatic, eine Erhöhung ihrer CASAG-Anteile an. Diesen Versuch stoppten allerdings die heimischen Wettbewerbshüter.

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Novomatic mit neuer Strategie

Aus welchen Gründen erwägen die Niederösterreicher nun offenbar ernsthaft, ihre CASAG-Aktien sogar gänzlich an die Tschechen abzugeben? Auf den ersten Blick wirkt das seltsam. Insider meinen aber, dass es im Hintergrund Absprachen über die weitere Vorgangsweise geben könnte, die letztlich beiden Konzernen dienen.

Die Sazka-Gruppe, die mit der Novomatic schon derzeit über eine gemeinsame Tochterfirma verbunden ist, könnte die CASAG filetieren und nur den Lotterien-Bereich in den Konzern integrieren. Andere Bereiche, etwa das Geschäft mit den sogenannten Video Lottery Terminals (VLT), könnte Sazka hingegen der Novomatic zur Verfügung stellen. Somit könnte die Novomatic über Umwege doch noch an jene Geschäftsfelder gelangen, die für sie von besonderem Interesse sind. Darüber hinaus könnte Novomatic, etwa über eine Vereinbarung zur Aufteilung erzielter Erträge (Revenue-Share-Deal), Spiele für die win2day-Plattform der Casinos anbieten.

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5.000 Video Lottery Terminals

Der Glücksspielkonzern aus Niederösterreich ist in Wien um viel Geschäft umgefallen, weil das kleine Glücksspiel, also das Aufstellen von Spielautomaten außerhalb der Casinos, seit Jänner 2015 verboten ist. Nur der CASAG ist es erlaubt, abseits der Casinos Video Lottery Terminals (VLTs) zu betreiben. Sie verfügt über eine Lizenz für bis zu 5.000 Video Lottery Terminals, bis dato sind allerdings nur rund 600 derartiger Geräte in Betrieb. Der Rahmen ist also bei weitem nicht ausgeschöpft. Novomatic könnte daher in Wien, etwa im Prater, wieder Spielautomaten  installieren, wenn Novomatic über die Sazka-Gruppe an diese Lizenz gelangt. Novomatic-CEO Harald Neumann hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass sein Konzern in Wien Video Lottery Terminals aufstellen möchte.

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Der Steuerzahler als Zaungast

Was bedeutet das für die staatlichen Anteile und damit für die Staatsbürger? Sie sind in einem hochsensiblen Geschäftsbereich nur mehr in der Zuschauerrolle. Die Sazka-Gruppe könnte die staatliche Beteiligungsgesellschaft ÖBIB bei Entscheidungen ausbremsen, also Vorhaben zukünftig auch gegen den Willen der Republik Österreich durchsetzen. Laut der Satzung der Casinos Austria aus dem Jahr 2005 ist für Beschlüsse in der Hauptversammlung nur eine einfache Mehrheit vonnöten. Damit kann der Mehrheitseigentümer beispielsweise die Gewinnverteilung festlegen oder auch den Verkauf von Beteiligungen beschließen.

Novomatic ließ auf Anfrage ausrichten, dass vor der außerordentlichen Hauptversammlung am 15. Jänner keine Stellungnahmen abgegeben werden.

Bei der Sazka-Group war am Sonntag niemand für eine Stellungnahme erreichbar. 

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