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Der harte Kampf gegen Polio – Wie rottet man eine Krankheit aus?
13. November 2018 Impfen 7 min
Seit den 1980er Jahren ist es ein Ziel der WHO, Polio auszurotten. Bislang ohne Erfolg, und das, obwohl es einen wirksamen Impfstoff gibt und internationale Initiativen viel Geld dafür zur Verfügung stellen.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Impfen und ist Teil 6 einer 8-teiligen Recherche.

Es beginnt recht harmlos mit Fieber, Übelkeit, Kopf- und Gliederschmerzen und endet für Betroffene in den schlimmsten Fällen schon wenige Tage nach der Infektion als Gelähmte am Beatmungsgerät. Poliomyelitis, besser bekannt als Kinderlähmung, ist eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die durch Verunreinigungen mit Fäkalien übertragen wird und bei 95 Prozent der Infizierten unbemerkt verläuft. Kommt es jedoch zu einem Ausbruch, reichen die Symptome von schweren Rücken- und Muskelschmerzen bis hin zur Paralyse der Gliedmaßen und des Zwerchfells. Ist das Zwerchfell gelähmt, kann der Erkrankte nicht mehr selbstständig atmen. Manche Patienten verbrachten deshalb Jahrzehnte in einer Eisernen Lunge, die das Atmen für sie übernahm.

Seit wann Polio existiert, weiß man nicht genau, doch die ersten Epidemien traten ab Ende des 19. Jahrhunderts erstmals in Skandinavien und den USA auf. Paradoxerweise, weil sich die hygienischen Verhältnisse in diesen Ländern so verbesserten, dass erstmals große Teile einer Bevölkerung gar nicht mehr mit den Krankheitserregern in Kontakt kamen. Davor waren die Viren so allgegenwärtig, dass fast jeder eine Infektion im Babyalter durchmachte und später Mütter ihre Antikörper an den Nachwuchs weitergaben, woraufhin die Krankheit meist milder oder unauffällig verlief.

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Mit Abnahme der gängigen Durchseuchung mit den Viren traten immer mehr Lücken in der Immunität der Bevölkerung auf, sodass spätere Infektionen im Kindesalter nicht mehr abgeschwächt durchgemacht wurden, sondern zu schwereren Verläufen führten. Eine Schlussfolgerung, dass die Situation vor den Impfungen eine bessere war, wäre trotzdem falsch. Denn eine geringere Durchseuchung ist eine Begleiterscheinung verbesserter Hygienestandards, die in vielen anderen Bereichen die Lebenserwartung und -qualität ungleich gesteigert hat.

Heute grassieren Polio-Wildviren nur noch in Afghanistan und Pakistan. Während in Afghanistan vor allem militante Anti-Regierungs-Gruppen zu den härtesten Impfgegnern zählen, kommt es in Afrika meist zu importierten Erkrankungen und Ausbrüchen in Gebieten mit unzureichenden Impfquoten. Seit den 1980er Jahren ist es ein Ziel der WHO, Polio auszurotten. Bislang ohne Erfolg, und das, obwohl es einen wirksamen Impfstoff gibt und internationale Initiativen viel Geld dafür zur Verfügung stellen. 

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WHO und UNICEF betreiben die größten Polio-Initiativen weltweit und haben freundlicherweise Videomaterial ihrer Kampagnen zur Verfügung gestellt.

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