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„Bitte erledigen, wie mit S. und Scheuch vereinbart“
4. März 2018 Kärnten Lesezeit 13 min
Was wusste Uwe Scheuch über die illegalen Inseratengeschäfte seines Büros mit einem Verlag? Nichts, sagt der Ex-FPÖ/BZÖ/FPK-Politiker. Schon etwas mehr, legen E-Mails und Buchhaltung aus den betroffenen Firmen nahe. Urteilen wird darüber am 18. April ein Gericht.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Kärnten und ist Teil 8 einer 9-teiligen Recherche.
Detail aus der an Jörg Haider erinnernden Bronzeskulptur „Verbindende Hände” vor dem Gurker Dom in Kärnten || Bild: Thomas Taurer | Addendum

Update 23. März 2018

Hat der ehemalige freiheitliche Spitzenpolitiker Uwe Scheuch Kickback-Zahlungen aus überhöhten Inserate-Rechnungen erhalten? Am 4. März haben wir dazu die Ergebnisse unserer Recherchen (siehe vorliegender Artikel) veröffentlicht. Nun steht fest: Der 48-jährige Kärnter wird sich am 18. April in der Sache auch am Landesgericht Klagenfurt vor einer Richterin verantworten müssen.

Amtlich ist bisher, dass Scheuchs ehemaliger Büromitarbeiter S. während seiner Zeit in der Kärntner Landesregierung gemeinsam mit dem damaligen Verleger B. ein kriminelles System von Scheinrechnungen und Geldrückflüssen aufgebaut hat. Beide wurden für ihr Vorgehen rechtskräftig verurteilt. Ob Scheuch von dem Vorgehen gewusst oder dieses gar beauftragt hat, ist jedoch offen. Allerdings: Bei der Urteilsverkündung gegen S. und B. richtete der Richter deutliche Worte an Uwe Scheuch. Die veruntreuten Gelder seien jemandem zugute gekommen, „der heute nicht da war“.

Zwei Prozesse in zwei Tagen

Der Prozess (die Anklage lautet auf Amtsmissbrauch) musste im Vorfeld übrigens wegen bemerkenswerter Umstände um einen Tag nach vorne verschoben werden. Ursprünglich sollte nämlich am 19. April verhandelt werden. Das ist jedoch nicht möglich, weil Scheuch und seine Anwältin an diesem Tag bereits einen anderen Termin haben. Und zwar beim Obersten Gerichtshof.

Gemeinsam mit den ehemaligen Parteikollegen Gerhard Dörfler, Harald Dobernig und Stefan Petzner wurde Scheuch in der Vergangenheit wegen Untreue und Vorteilsnahme verurteilt. Der Vorwurf: Sie sollen dafür verantwortlich sein, 2009 eine Broschüre samt DVD auf Kosten des Landes Kärnten, aber zugunsten ihrer Partei, an alle Kärntner Haushalte geschickt zu haben. Gegen das Urteil der ersten Instanz wurde berufen. Nun soll der OGH entscheiden.

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Geht’s dem Landesrat gut, geht’s allen gut. So geht das nicht.“ Richter Oliver Kriz ließ in der Urteilsverkündung mit dieser sarkastischen Bemerkung keinen Zweifel daran aufkommen, wer seiner Meinung nach als Nächster auf der Anklagebank Platz zu nehmen hätte. Selbst durch den Filter der stets nüchternen Austria Presse Agentur kam die emotionelle Botschaft an. Gerade eben hatte Kriz am Landesgericht Klagenfurt zwei Männer wegen Amtsmissbrauchs und Beihilfe dazu verurteilt. Tatsächlich jedoch seien die in der Verhandlung besprochenen, über Scheinrechnungen und Kickback-Zahlungen aus dem Land gezogenen Gelder jemandem zugute gekommen, „der heute nicht da war“.

Der Mann, den Kriz damals meinte, ist der ehemalige FPÖ/BZÖ/FPK-Politiker Uwe Scheuch. Der heute 48-Jährige war im Prozess im August 2015 von seinem einstigen persönlichen Referenten schwer belastet worden. Scheuch, so sinngemäß die Aussage von Walter S., habe von den verhandelten Tathandlungen gewusst oder diese sogar eingefordert.

Nutznießer ohne Wissen?

Mehr als zehn Jahre nach den Geldflüssen und zwei Jahre nach den ersten Urteilen steht der Prozess gegen Scheuch nun unmittelbar bevor. Im Zuge unserer Recherchen zum Thema stießen wir auf Quellen und Dokumente, die zumindest den Schluss zulassen, dass Scheuch nicht nur unwissender Nutznießer illegaler Aktivitäten war, die andere laut dem Prozess gegen S. und B. zu seinen Gunsten vollzogen. Er selbst ließ uns dazu über seine Anwältin wissen, dass er die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in der Anklage als unrichtig zurückweise.

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APA0448 5 II 0385 CI Siehe APA0433/19.08 Mi, 19.Aug 2015
Medien/​Urteil/​Korruption/​BZÖ/​FPK/​Kärnten/​Österreich

Kärntner Korruptionsprozess 2 – Richter: „Hydra der Korruption“

Utl.: Urteilsbegründung: Nur kleiner Teil dessen, was passiert ist, war angeklagt – Angeklagte nahmen Urteil an – Staatsanwalt gab keine Erklärung ab, also Urteil nicht rechtskräftig

Wien (APA) -In der Urteilsbegründung sagte Richter Oliver Kriz. „Geht’s dem Landesrat gut, geht’s allen gut. So geht das nicht. Was heute verhandelt wurde, ist nur ein kleiner Teil dessen, was damals passiert ist. Es war die Hydra der Korruption“, so Kriz. Die über Scheinrechnungen und Kick-back-Zahlungen aus dem Land gezogenen Gelder seien jemandem zugutegekommen, „der heute nicht da war“.

Die Angeklagten nahmen das Urteil an, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig. Für den Richter erfüllte die Tathandlung auf jeden Fall den Tatbestand des Missbrauchs der Amtsgewalt. Der Scheuch-Mitarbeiter habe wissentlich seine Befugnis missbraucht, um das Land zu schädigen, der Sachverhalt erfülle auch den Tatbestand des Betrugs, allerdings treffe er, wie in der Anklage formuliert, nur den Ex-Mitarbeiter des Landes, führte er aus.

Gewerbsmäßigeit erfordere aber, dass er sich der Täter fortgesetzt selbst bereichere, was hier nicht gegeben sei, meinte Kriz. Das Geld sei Scheuch zugutegekommen. Weiters sagte der Richter, der ehemalige Medienunternehmer Hansjörg B. habe zu dem Missbrauch durch Planung und die Ausstellung der Rechnungen beigetragen.

Das sonstige Wohlverhalten, die Schadenswiedergutmachung und die Mitwirkung bei der Aufklärung wertete er bei beiden Angeklagten als mildernd. „Das Ganze ist aber doch eine gewisse Schweinerei“, und aus Gründen der Generalprävention seien Strafen zu verhängen. „Aber mehr trägt’s auch nicht. Ich muss auch schon aufpassen, in welchem Bereich ich mich bewege. Und da können Sie sich auch nicht auf Ihre Jugend ausreden, Herr B.“, meinte er abschließend. „Sieben Rechnungen, zwei Zwergerl, die übrig bleiben, und der Schaden ist wieder gut gemacht.“ Und der Richter weiter: „Alles Weitere wird die Zukunft weisen, ob es dann auch zu Anklagen von Regierungsmitgliedern kommt.“

Kärntens FPÖ-Chef Christian Ragger ließ am Mittwochnachmittag via Aussendung wissen, dass er sich von den „Machenschaften“ distanziere. „Es ist bedauerlich, dass Ex-Vertreter unserer Partei so agiert haben, wie dies beim heutigen Korruptionsprozess zutage kam.“ Empörung darüber sei gerechtfertigt. Untreuehandlungen seien von „einigen wenigen“ vorgenommen worden, ohne dass die übrige Partei davon gewusst habe. „Uwe Scheuch, der nicht mehr Mitglied der FPÖ ist, und andere müssen dafür die Verantwortung tragen“, meinte der freiheitliche Parteichef.

(Schluss) mu/ton/hac

Werbegeld als Spielkapital

Die Tat, für die Walter S. und der ebenfalls involvierte Medienunternehmer Hansjörg B. zu 21. und 17 Monaten bedingter Haft verurteilt wurden, scheint exemplarisch dafür zu stehen, wie sich die damals verantwortlichen Politiker in Kärnten am mit Steuergeld finanzierten Werbebudget des Landes bedienten. Oder rechtlich sicherer formuliert: bedient haben könnten, denn:

Einerseits wurden S. und Verleger B. für das abgesprochene Ausstellen und Bezahlen von überhöhten Inseraterechnungen, inklusive der anschließenden Rückführung der Gelder zur Verwendung von Parteizwecken rechtskräftig verurteilt. Andererseits ist bis heute nicht erwiesen, dass Scheuch selbst dahintersteckt. Auch wenn er und das BZÖ von den Rückflüssen aus dem Kärntner Regionalverlag laut Verhandlung – siehe oben – profitierten.

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Internes E-Mail der Unternehmensleitung: Was war es, das mit „S. und Scheuch“ besprochen wurde, und das Geschäftsführerin T. offenbar für fragwürdig hielt?

Schnitt. Wir schreiben den 14. November 2007. B., der fünf Jahre später mit seinem öffentlichen Geständnis den Prozess erst möglich machen sollte, will die Kärntner Regionalmedien als Prokurist verlassen. Um 8.23 Uhr setzt sich Christine T., die Geschäftsführerin des Unternehmens, an ihren Computer und schreibt B. ein E-Mail mit dem Betreff „Scheuch“ (siehe vorangestelltes Faksimile).

In der Nachricht bittet sie B. „die beiden scheuch-themen so zu erledigen, wie du sie mit s. und scheuch vereinbart hast. Bitte versteh mich aber, dass ich damit nicht unbedingt einverstanden bin und über diese Abrechnungsmethode auch nicht informiert wurde.“ (sic)

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Uwe Scheuch
*1969. Er stammt aus einer traditionell freiheitlichen Familie. Sein Großvater Robert Scheuch war ein Mitbegründer der Freiheitlichen. Uwe Scheuch bekleidete in FPÖ, BZÖ und FPK mehrere Funktionen, war Nationalratsabgeordneter und Mitglied der Kärntner Landesregierung.</p> <p>In der sogenannten „Part of the game“-Affäre wurde er rechtskräftig verurteilt.</p> <p>2012 trat er aus der Partei aus. Ganz beendet hat er seine Kontakte dorthin nie. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Kurt betreibt Uwe Scheuch unter anderem die BC-Jagd und Liegenschaftsverwaltungs OG. Teilhaber des Unternehmens (Tätigkeit: Liegenschaftsverwaltung und Vermittlung von Jagdmöglichkeiten) ist auch Christian Leyroutz, Rechtsanwalt, FPÖ-Kärnten-Präsidiumsmitglied und im Hintergrund eine der einflussreichsten Personen der Landespartei.

„Nicht unbedingt einverstanden“

T. nennt in dem Schreiben den Namen Scheuch als Person und nicht als Synonym für das Büro des damaligen Landesrats. Wusste sie also davon, dass neben dem Referenten S. auch dessen Chef, Uwe Scheuch, gemeinsam mit B. an „Abrechnungsmethoden“ beteiligt war, mit denen sie laut E-Mail „nicht unbedingt einverstanden“ war? Abrechnungsmethoden übrigens, die Prokurist B. laut Gesellschaftervertrag von damals nur gemeinsam mit einem Geschäftsführer des Unternehmens vollziehen konnte.

Wir wollen von T. wissen, wie ihr E-Mail von damals zu verstehen sei. „Das ist Vergangenheit, dazu habe ich nichts mehr beizutragen“, sagt sie uns am Telefon. Ihren Teil der Sache, betont sie, habe sie bereits 2015 als Zeugin beim Prozess gegen S. und B. geleistet.

Wir fragen weiter, finden Personen, die damals, im August 2015, während T.s Befragung im Verhandlungssaal saßen. „Ja, sie wurde da mit E-Mails konfrontiert. Sie sagte, dass sie viele E-Mails schreibe und erhalte und sich deshalb auch nicht an jedes einzelne erinnern könne.“ Auch Hansjörg B., der als Whistleblower die ganze Angelegenheit erst ins Rollen gebracht hatte, mit Staatsanwaltschaft und Polizei kooperierte, und als bisher Einziger aufseiten der beteiligten Unternehmen verurteilt wurde, will nicht mehr öffentlich über die Sache reden. „Ich habe einen Schlussstrich gezogen, den Behörden geholfen und für die Tat gebüßt. Ich will jetzt meine Ruhe.“

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Die Kleine Zeitung berichtete dazu in ihrer Ausgabe vom 3. Juli 2013. Lesen Sie im Folgenden einen Ausschnitt des Artikels von damals:

 

B.: „Es ist Zeit, mit dem Lügen aufzuhören“

Medienmacher Hansjörg B. beschuldigt Mitarbeiter von Uwe Scheuch, Scheinrechnungen um 60.000 Euro gestellt zu haben.

Am Anfang war eine anonyme Anzeige im September 2012. Eine Anzeige mit enormer Sprengkraft. Denn das Bagatelldelikt entwickelt sich zum nächsten blauen Skandal. Im Zentrum steht ein enger Mitarbeiter von Ex-Landeshauptmannstellvertreter Uwe Scheuch.

Der nach wie vor im Landesdienst beschäftigte Mann steht unter Untreueverdacht. Er soll mit Ex-Medienmacher Hansjörg B. und zwei Oberkärntner Unternehmern mittels Scheinrechnungen das Land um 60.000 Euro betrogen haben. Spekulationen, wonach das Geld an das damalige BZÖ geflossen ist, will Eva Habicher nicht kommentieren. „Was mit dem Geld passiert ist, muss erst geklärt werden“, sagt die Sprecherin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Der Druck der Ermittlungen hat Hansjörg B. wohl überzeugt, mit der WKStA zusammenzuarbeiten.

Scheuch bestreitet Verwicklung

Und Scheuch? Im Gegensatz zu jenen, die direkt in besagten Mailverkehr verwickelt waren, beziehen er und seine Anwältin, Ulrike Pöchinger, Stellung. Die Nachricht impliziere ihrer Meinung nach nicht, auch nicht im Zusammenhang mit den Ergebnissen der laufenden Ermittlungen, dass er, Scheuch, „in (straf)rechtswidrige Absprachen zwischen Herrn S. und Herrn B. involviert war“.

Die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA) sieht das augenscheinlich anders, vermutet Amtsmissbrauch und klagt das nun an. Der Vorwurf: „Es geht um Weisungen Scheuchs in seiner Funktion als Mitglied der Landesregierung an seinen rechtskräftig verurteilten Referenten“, heißt es auf Nachfrage aus der WKStA. „Weisungen mit dem Inhalt, Rechnungen als sachlich und rechnerisch richtig zu bestätigen und Zahlungen aus Landesmitteln zu veranlassen. Obwohl diesen Rechnungen keine oder nur teilweise erbrachte Leistungen zugrunde lagen.“ Nachsatz: „Und dass die Differenzbeträge für den persönlichen Wahlkampf verwendet wurden.“

Aber wie wurde das Geld überhaupt aus den Landestöpfen gezogen? Bei den Recherchen stießen wir auf Unterlagen, die eine Erklärung für das dahinterliegende System liefern könnten.

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Interne Buchhaltung der EVI GmbH für das Heft mit dem Titel „Oberkärnten erleben“. Als fleißigster Anzeigenverkäufer scheint ein „Uwe Scheuch“ auf, der an überwiegend öffentliche Stellen zu hohen Preisen Inserate verkauft.

Nachdem B. Ende 2007 aus den Kärntner Regionalmedien, die lokale Gratisblätter produzierten, ausgeschieden war, verließ er Klagenfurt, übersiedelte nach Villach und gründete mit einem Partner, der ebenfalls nie zur Verantwortung gezogen wurde und wie T. auch heute noch in der Medienbranche tätig ist, die EVI GmbH. Gemeinsam mit Scheuchs Referenten S. spielte man das Spiel dort weiter: Die Erlöse von Gratisblättern mit Landesinseraten aufblähen, Überschüsse aufbauen, Geld zurückleiten.

Aber auch mit dem Wissen von Scheuch selbst? In der internen Buchhaltung der EVI GmbH gibt es zumindest Hinweise darauf, die diesen Verdacht nähren. Die zuvor abgebildete Kalkulation zeigt die Abrechnung für ein Gratisheft namens „Oberkärnten erleben“. Auflage: 40.000 Stück. Offiziell sollte die „Kooperation mit der Kärntner Landesregierung“ die Bürger über „zahlreiche Vorzeigeprojekte“ (Selbstbeschreibung aus dem Preiskatalog) in Oberkärnten informieren. Tatsächlich wird darin vor allem Uwe Scheuch selbst in unzähligen Fotos – u.a. in Tracht und Lederhose – in Szene gesetzt: Die Region ist nämlich dessen persönliche und politische Heimat. Kritisch betrachtet könnte man heute – fast zehn Jahre nach dem Erscheinen des Produkts (siehe Kasten) – von einem Propagandaheft sprechen.

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„Uwe Scheuch“ verkauft an „Büro LR DI Uwe Scheuch“

Aber was zeigt nun die Abrechnung? Aus ihr geht hervor, dass ein „Uwe Scheuch“ für Heft und Verlag offenbar Inserate verkauft, also die Kunden gebracht hat. Höchst erfolgreich sogar. In der Spalte „Verkäufer“ scheint neben Verleger Hansjörg B. und zwei seiner Mitarbeiterinnen hauptsächlich eben dieser „Uwe Scheuch“ auf. Kunden: nur öffentliche Stellen und Organisationen, von denen man annehmen kann, dass politischer Einfluss vorhanden war. Unter anderem verkaufte dieser „Uwe Scheuch“ an die Gemeinde Mühldorf (Scheuchs Heimatgemeinde), das Büro des damaligen Landeshauptmann-Stellvertreters Gerhard Dörfler und: sich selbst. Also an das Büro des Landesrats für Bildung, Naturschutz, Wohnbau und einiges mehr.

Interessant wird es, wenn man die erzielten Preise mit der offiziellen Preisliste und den Gepflogenheiten der Branche vergleicht. Für das Produkt „Oberkärnten erleben“ (es erschienen noch weitere, ähnliche Hefte) veranschlagte der Verlag 2.540 Euro für die ganze, 1.370 Euro für die halbe Seite Inserat. Und 40 Prozent Zuschlag für die letzte, besonders prominente Umschlagsrückseite, in der Verlagsbranche auch „U4“ genannt.

Firmenchef B. verkaufte ebendiese Seite zur Gänze an einen Privatkunden, konkret T-Mobile. Erlös laut Abrechnung: 2.000 Euro. Hohe Rabatte sind in dem Gewerbe üblich. Es sei denn, der Verkäufer heißt „Uwe Scheuch“.

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Im Folgenden der Original-Werbetext inklusive Original-Preisliste:

Gemeinsam mit dem Land Kärnten setzt die EVI GmbH – Entwicklung, Vertrieb und Innovation, eine Sonderausgabe zielgerichtet auf den Oberkärntner Raum um. Mit unserer Sonderausgabe präsentieren wir zahlreiche Vorzeigeprojekte, welche die Nationalpark Regionen in punkto Wirtschaftskraft, Nachhaltigkeit und Naturschutz auszuzeichnen hat.

Von neuen Ausbildungsmöglichkeiten über die Natur bis hin zur Tracht und zum Wohnbau …
Zahlreiche erfolgreiche Projekte in den unterschiedlichsten Bereichen bestätigen, dass Oberkärnten voll auflebt! Ein erfreulicher Trend, der auch in Zukunft die Lebensqualität der Bürger beeinflussen wird.

Laut Abrechnungen wurde das markierte Inserat von einem „Uwe Scheuch“ an das „Büro LR DI Uwe Scheuch“ verkauft. Der Listenpreis betrug 1.370 Euro. Der Verkaufspreis ist mit 3.500 Euro ausgewiesen.

Das vorangestellte Inserat, laut Unterlage verkauft von „Uwe Scheuch“ an das Büro von Landesrat Uwe Scheuch, hatte nach Preisliste einen Wert von 1.370 Euro. Der Verkaufspreis jedoch ist in der Endabrechnung mit 3.500 Euro verbucht. Auch die vom Land gestützte Organisation zur Unterstützung psychisch Beeinträchtigter, Pro mente, oder die von Scheuchs Büro vertriebene „Pilzfibel“ (auf dem Cover: Uwe Scheuch und der damalige Landeshauptmann Jörg Haider) bezahlten weit überhöhte Preise. Die ÖBB zahlten „nur“ den Listenpreis (auch das ist unüblich), im einseitigen Inserat wird jedoch hauptsächlich das Wirken Scheuchs im Rahmen eines Renaturierungsprojekts dargestellt. Sogar das Foto für das von den ÖBB bezahlte Insterat kam laut Quellenangabe daneben direkt aus dem „Büro LR Uwe Scheuch“.

Die Geschäfte liefen so gut, dass die Buchhaltung am Ende abzüglich aller Provisionen und des Honorars der EVI GmbH für die Produktion ein „Guthaben Scheuch“ in Höhe von 13.715 Euro aus der Landeskasse auswies.

Dieser Interpretation der Unterlagen widerspricht Scheuch jedoch. Ohne auf Details eingehen zu wollen, hielt Anwältin Ulrike Pöchinger im Auftrag ihres Mandaten fest: „Zurückgewiesen wird (…) der Vorwurf, dass mein Mandant der Kärntner Landesregierung Inserate zu überhöhten Preisen ,verkauft‘ hätte.“

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2.610 Euro

Für diese Summe will das BZÖ Spittal an der Drau Personal für Wahlveranstaltungen einer Werbeagentur bereitgestellt haben. Nicht umgekehrt.

Faschingszeitung, BZÖ und Ottfried Fischer

Aber wie wurde das mit Steuergeld aufgebaute „Guthaben Scheuch“ nun eingesetzt? Medienunternehmer B. hatte damals im Prozess gegen ihn angegeben, dass nach Rücksprache mit Scheuchs Referenten Walter S. tatsächliche und eben auch fingierte Rechnungen damit bezahlt wurden (Beispiele: siehe folgender Foto-Slider). So ließ sich S., der Scheuch-Mitarbeiter aus der Landesregierung, ein Honorar dafür überweisen, dass er – angeblich – für B.s EVI GmbH im Rahmen eines Auftritts von Ottfried Fischer tätig gewesen sein soll.

Auch das BZÖ Spittal an der Drau, die Bezirksorganisation von Uwe Scheuch, stellte eine Rechnung. Und zwar 2.610 Euro für die „Personalbereitstellung für Wahlveranstaltungen“. An der Rechnung sind zwei Details bemerkenswert. Erstens: Normalerweise stellen nicht Parteien Personal für Wahlveranstaltungen von Agenturen, sondern umgekehrt. Zweitens: Die Rechnung wurde am 30. Jänner für Leistungen gestellt, die laut Rechnungstext erst im Februar, März und April erbracht werden sollten.

Ebenfalls aus Steuergeld bezahlt wurden tatsächlich erbrachte Leistungen wie etwa ein Inserat in der „Faschingszeitung“ der Kleinen Zeitung.

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Scheuch-Sekretär S. will einen Auftritt von Ottfried Fischer in Villach mitorganisiert haben.
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Das BZÖ verrechnet einer Agentur die Bereitstellung von Personal für Wahlveranstaltungen.
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Die EVI GmbH bezahlt die Rechnung eines Inserats der Landesregierung in der Faschingszeitung der Kleinen Zeitung.
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Ob Uwe Scheuch davon wusste, oder, wie er selbst in seinem Original-Abschiedsmail an Parteifreunde schrieb, Opfer einer „Menschenhatz“ war, will nun das Landesgericht Klagenfurt klären. Präzisen Verhandlungstermin gibt es noch keinen, laut Gerichtsmitarbeitern ist der Prozess jedoch ab der zweiten Aprilhälfte 2018 zu erwarten.

Waren die Aktivitäten des Büro Scheuch mit Verlegern ein Einzelfall? Wie erwähnt, erschien nach diesem Muster eine ganze Reihe von Publikationen. Auf der anderen Seite ließen die Machthaber unter Haider und Dörfler insbesondere kritische Medien ihren Zorn in Form von Liebesentzug und Inseratenkürzungen spüren.

Kein Geld für Kritiker

Antonia Gössinger ist heute Chefredakteurin der Kleinen Zeitung in Kärnten. In der Ära Haider/Dörfler machte sie sich – damals noch als Chefin der Innenpolitik – einen Namen als scharfe Kritikerin der BZÖ/FPK-Landesregierung. „Unsere Haltung hat uns damals über die Jahre sicher Einnahmen in Höhe von 400.000 bis 500.000 Euro gekostet“, erinnert sie sich heute. „Man hat uns das auch ganz offen gesagt: Wenn wir weiter so schreiben, dann würden wir kein Geld mehr bekommen.“

Das kam dann auch so. Oder so ähnlich. Zwar konnten Haider und Dörfler aufgrund der starken Marktposition der Kleinen Zeitung das Medienhaus nicht ganz ignorieren, dennoch lässt sich aus jenen Daten, die beim Telekom-Regulator zu Regierungsinseraten vorliegen, Interessantes ablesen. Zum Beispiel: Obwohl die Kleine Zeitung in Kärnten 15 Prozent mehr Leser als die Krone erreicht, erhielt der Konkurrent 30 Prozent mehr Erlöse aus Regierungsinseraten.

Doch auch das, sagt Gössinger, sei inzwischen Geschichte. Das Land sei inzwischen ein vernachlässigbarer Werbekunde. „Dafür ist schlichtweg kein Geld mehr da.“ 

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Von: Die Freiheitlichen in Kärnten <[email protected]>
Datum: Wed, 01 Aug 2012 11:36:01 +0200
An: xxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: Uwe Scheuch

Meine lieben Freunde und Mitstreiter!

Die ständige mediale Hetzkampagne und die permanten Versuche, mich durch Anschüttungen und Skandalisierungen in der Bevölkerung und wohl letztendlich auch in unserer Gesinnungsgemeinschaft zu beschädigen ist unerträglich geworden und kann von mir nicht länger hin genommen werden. Meine Familie und mein gesamtes Umfeld leiden seit vielen Monaten schwer darunter! Aus diesem Grund lege ich mit sofortiger Wirkung meine Funktionen zurück, um dieser Menschenhatz ein Ende zu setzen. Mit meinem Rücktritt werde ich die Basis dafür schaffen, dass wir Freiheitlichen ohne offene, von den Medien und dem Mitbewerber attackierbare Flanke in den kommenden Wahlen unbelastet antreten und auch SIEGEN können!!!!

Wohl noch NIE ist mir in meiner Laufbahn ein Schritt schwerer gefallen, noch NIE hat ein Schritt mehr Mut gebraucht! Ich bin allerdings zu tiefst überzeugt davon, mit meinem Rückzug aus der Politik für unsere Gesinnung, für meine Familie und damit wohl letztlich auch für mich das richtige zu tun!! Gebt meinem Nachfolger die gleiche Chance wie mir, denn nur geeint und geschlossen sind wir unbesiegbar!!!!Meine lieben Freunde, danke für die Treue, die Loyalität und die unzähligen spannenden und schönen Stunden, die ich mit euch gemeinsam verbringen durfte!!!

Alles Gute und passt’s ma auf mei Kärnten auf!

Euer Uwe Scheuch

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