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Geht’s der Gemeinde gut, geht’s der SPÖ gut
5. März 2018 Kärnten Lesezeit 6 min
Wir haben Kärnten nach Faktoren wie Arbeitslosigkeit und Einkommen unterteilt und mit dem Wahlergebnis verglichen: Vor allem in strukturell starken Regionen punkteten Peter Kaisers Sozialdemokraten – und nahmen den Grünen die Chance auf den Wiedereinzug in den Landtag.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Kärnten und ist Teil 9 einer 9-teiligen Recherche.
Bild: Georg Hochmuth | APA

Plus 10,8 Prozentpunkte. Das ist der Zugewinn an Stimmen der Kärntner SPÖ bei der Landtagswahl in Kärnten. Damit fehlt Landeshauptmann Peter Kaiser ein Mandat für eine absolute Mehrheit im Kärntner Landtag. Im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren haben die Sozialdemokraten ihre Zugewinne vor allem bei Akademikern, Pensionisten und Frauen erzielt. Diese Wählerbewegungen haben den Grünen um Rolf Holub den Wiedereinzug in den Landtag verwehrt. Sie verzeichneten bei ihrer vermeintlichen Stammklientel, den Akademikern, ein Minus von 29 Prozentpunkten.

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Gemäß Wählerstromanalyse des SORA-Instituts für den ORF hat ein Drittel der Wähler der Grünen aus dem Jahr 2013 dieses Mal Rot gewählt. Zudem kamen aus dem Lager der Nichtwähler 17.000 Stimmen zur SPÖ.

Hochburgen um Klagenfurt

Regional konzentriert sich die SPÖ-Wählerschaft vor allem in und um Klagenfurt – im Südosten waren die Sozialdemokraten bei den Landtagswahlen seit 1994 tendenziell stärker als im Landesschnitt.

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Kennzeichnend für einen Teil dieser Gemeinden ist ihre wirtschaftliche und demografische Stärke – vor allem im Raum um die Landeshauptstadt. Diese strukturstarken Räume ziehen Bürger aus dem Umland mit tendenziell höheren Einkommen an. Die Arbeitslosenquote dort ist vergleichsweise niedrig. Ginge es nur nach diesen Gemeinden, müsste sich Peter Kaiser keinen Regierungspartner suchen. Er hätte eine absolute Mehrheit der Stimmen.

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Methodik

Addendum hat für die Analyse der Ergebnisse der Landtagswahl einen Index aufgesetzt, der versucht, die Stärken oder Schwächen einer Gemeinde in Zahlen auszudrücken. Ziel ist, herauszufinden, ob sich das Wahlverhalten der Bevölkerung nach wirtschaftlichen und demografischen Potenzialen unterscheidet. Vorbild für diesen Index war eine Studie der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie einen multiplen Benachteiligungsindex für den Pinzgau in Salzburg errechnet. Dieser Index besteht in der Originalstudie aus 26 Indikatoren in sechs Bereichen. Addendum hat drei Bereiche (Einkommen & Wohnen, Beschäftigung, Bildung) daraus genau gleich gewählt und einen zusätzlichen Bereich (Abwanderung) hinzugefügt. Diese insgesamt vier Bereiche sollen ein Bild von der Situation in der Gemeinde liefern.

Die für die einzelnen Bereiche errechneten Werte werden bei gleicher Gewichtung in einem Index zusammengefasst. Dabei kann es dazukommen, dass sich Teilbereiche gegenseitig ausgleichen. Beispielsweise würde ein gutes Abschneiden im Bereich Bildung ein schlechtes Abschneiden im Bereich Beschäftigung aufheben.

Gemeinden mit weniger als 150 Einwohnern wurden aus der Analyse ausgenommen. Die jeweils zehn Prozent der Gemeinden, die die niedrigsten und höchsten Gesamtwerte aufweisen, flossen in die Analyse ein. Für das Jahr 2018 entfallen auf die strukturschwächsten zehn Prozent der Gemeinden in Kärnten etwa 13.300 Stimmen, auf die strukturstärksten etwa 65.200.

Für diese Analyse zog Addendum die jeweils 14 strukturstärksten und -schwächsten Gemeinden heran. Während strukturstarke Gemeinden vor allem um Klagenfurt zu finden sind, verteilen sich strukturschwächere Gemeinden quer über das ganze Bundesland von den Hohen Tauern bis zur Koralpe.

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Im Norden des Landes haben die Freiheitlichen historisch betrachtet einen höheren Stimmenanteil. Ihr Plus von 6,5 Prozentpunkten bei der Landtagswahl am Sonntag kommt vor allem von Männern sowie Personen mit Pflichtschul- oder Lehrabschluss.

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Die drei stimmenstärksten Parteien SPÖ, FPÖ und ÖVP haben alle Zugewinne im Vergleich zur vergangenen Wahl eingefahren. Allerdings gab es mit einer Wahlbeteiligung von 68,6 Prozent eine so niedrige Wahlbeteiligung wie noch bei keiner Wahl seit 1945. 

Wahlanalysen von Addendum zur Landtagswahl in Tirol lesen Sie hier sowie zur Wahl in Niederösterreich hier

Update, 5. März 16 Uhr: Nach Auszählung der Stimmen der Briefwähler wechselte ein Mandat von der ÖVP zur SPÖ. Der Artikel wurde entsprechend aktualisiert. 

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