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Silberstein, Steinmetz und die Teinfaltstraße
5. Februar 2018 Kern und Silberstein Lesezeit 4 min
In ein Büro in der Wiener Innenstadt, das der Politberater Tal Silberstein bei seinen Aufenthalten in Österreich regelmäßig frequentierte, wurde Anfang 2017 eingebrochen. Die Adresse taucht auch in den Panama Papers auf und offenbart eine Querverbindung zum umstrittenen Diamantenhändler Beny Steinmetz.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Kern und Silberstein und ist Teil 5 einer 7-teiligen Recherche.
Bild: Addendum

Es ist eine Adresse, die in der Affäre Silberstein eine wichtige Rolle spielt: Teinfaltstraße 4/9, 1010 Wien. Hier ging der ehemalige SPÖ-Berater und Geschäftsmann ein und aus. Hier gab es Anfang 2017 einen mysteriösen Einbruch, hinter dem der Politberater und Geschäftsmann den Ursprung allen Übels vermutet. Hier wurde ein Safe aus der Wand geschnitten, der später am Wiener Hauptbahnhof aufgefunden wurde. Und nun hat Addendum ausgerechnet diese Anschrift in den sogenannten Panama Papers gefunden – als Sitz der Administratoren einer Briefkastenfirma auf den British Virgin Islands (BVI).

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Verbindung zur Steinmetz-Gruppe?

Der Brief, den Addendum in den Panama Papers entdeckt hat, stammt vom 16. September 2015 und ist an den Schweizer Ableger von Mossack Fonseca gerichtet. Absenderin war Sandra M. von der Firma „Invicta Advisory“. Es ging um eine BVI-Firma namens „Lester Invest Group S.A.“. Diese war ursprünglich über den Offshore-Dienstleisters „Onyx“ verwaltet worden, der eine zentrale Rolle im Firmennetzwerk rund um den israelischen Diamanten-Händler und Silberstein-Geschäftspartner Beny Steinmetz spielt. Anfang 2015 trat bei der „Lester Invest“ dann die „Invicta“ auf den Plan, bei der jedoch augenscheinlich dieselben Personen aktiv waren wie zuvor bei Onyx.

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Im September 2015 schrieb Sandra M., die bei zahlreichen Firmen im Umfeld der Steinmetz-Gruppe eine zentrale Rolle spielt, an Mossack Fonseca, dass „Invicta“ die Administration der „Lester Invest“ an zwei Herren transferieren möchte: an Gregg B. und Itzik G. in der Teinfaltstraße 4/9, 1010 Wien, Österreich.

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Gregg B. und Itzik G. wurden auch „Directors“ – also Geschäftsführer – der „Lester Invest“.

Deal in Rumänien

Gregg B. war in der Vergangenheit bei verschiedenen Firmen im Umfeld der Steinmetz-Gruppe involviert. Wem die „Lester Invest“ tatsächlich gehört, lässt sich den vorliegenden Unterlagen nicht eindeutig entnehmen. Es gibt aber – abgesehen davon, dass die Firma von Personen administriert wurde, die immer wieder mit dem Steinmetz-Umfeld zu tun hatten – einen weiteren interessanten Punkt.

Die „Lester Invest“ sollte – unmittelbar und in großer Eile – nach Übernahme der Administration durch Onyx im Juni 2009 für einen Deal in Rumänien verwendet werden. Es ging um den Erwerb der Firma „S.C. Allegro Invest S.R.L.“, wie sich aus den Panama Papers von ICIJ und SZ ergibt. Die rumänische Investigativplattform RISE Project berichtete ausführlich über dieses Geschäft und stellt einen klaren Steinmetz-Bezug her. Den Deal mittels Vollmacht durchführen sollte ein rumänischer Anwalt, der später – in Zusammenhang mit einem anderen Immobiliengeschäft – gemeinsam mit Steinmetz und Silberstein in Rumänien angeklagt wurde. Alle haben sämtliche Vorwürfe immer bestritten.

Interessant ist, dass bei der „Lester Invest“ eine weitere prominente Person ins Spiel kommt, die bisher nicht im Steinmetz-Umfeld öffentlich aufgefallen wäre: Wie sich aus dem Aktionärsregister der Firma auf den British Virgin Islands ergibt, war dort als erster Alleineigentümer Ofer Kerzner eingetragen – ein umtriebiger israelischer Immobilieninvestor mit starkem Bezug zur Ukraine.

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Anfragen an Steinmetz und Kerzner zu den Eigentumsverhältnissen der „Lester Invest“ blieben unbeantwortet. Gregg B. teilte mit, die Firma Barkston Advisors, die er gemeinsam mit Itzik G. in der Teinfaltstraße 4/9 leitet, sei ein privates Unternehmen: „Wir kommentieren keine oder spekulieren nicht über Angelegenheiten im Interesse der Privatsphäre des Klienten, den wir repräsentieren.“ Silberstein erklärte auf Anfrage, nie etwas von „Lester Invest“ gehört zu haben.

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Immer wieder Rumänien

In Rumänien haben Beny Steinmetz und Tal Silberstein seit längerer Zeit erhebliche Schwierigkeiten mit der Justiz. Zunächst wäre da die Causa rund um Gabriel Resources, eine kanadische Bergbaufirma, an der Steinmetz mit 15,6 Prozent der Anteile einer der Hauptaktionäre ist und bei der sein enger Vertrauter Alfred Gusenbauer bis heute im Board of Directors sitzt. Die geplante Goldmine in Rosia Montana in Siebenbürgen kam nie in die Gänge. Nach Umweltbedenken und massiven Protesten der lokalen Bevölkerung steht das Projekt still. Auch Gabriel Resources scheint nur noch wenig Hoffnung zu haben, das Projekt noch durchsetzen zu können, und klagt Rumänien vor einem internationalen Schiedsgericht auf eine Entschädigung von 4,4 Milliarden US-Dollar.

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Und schließlich wäre da noch eine Affäre in Rumänien, in die Steinmetz und sein Geschäftspartner Silberstein involviert sind. Silberstein pflegt seit Jahren ein enges Netz zur rumänischen Politik. Seit 2002 arbeitete er für Politiker fast aller Parteien, zunächst für die liberal konservative PD des späteren Präsidenten Traian Băsescu, 2004 für den Präsidentschaftswahlkampf der sozialdemokratischen PSD und deren Kandidat Adrian Năstase. Zuletzt unterstützt er die konservative PNL und deren ehemaligen Ministerpräsidenten und derzeitigen Senatsvorsitzenden Călin Popescu-Tăriceanu.

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Am 17. Mai 2016 erhebt die rumänische Antikorruptionsbehörde Anklage, unter anderem gegen Silberstein und Steinmetz. Die Anklageschriften gegen Silberstein und Popescu-Tăriceanu  listen detailliert auf, wie Silberstein 2008 die Partei zunächst beraten und die Tätigkeit als Wahlkampfmanager dazu benutzt haben soll, engste Kontakte mit der Elite des Landes aufzubauen. Am Ende steht nun eine Anklage gegen 23 Personen. Es geht um den Verdacht der Bildung einer kriminellen Organisation und der Geldwäsche. Die jüngste Verhandlung gegen Silberstein & Co. in Rumänien war für den 19. Jänner 2018 angesetzt, ein Zeitpunkt für eine Anhörung des israelischen Staatsbürgers steht noch nicht fest. 

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Die Panama Papers sind eine riesige Menge geleakter Daten der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama. Diese war ein zentraler Player im internationalen Offshore-Geschäft. Die Daten wurden der Süddeutschen Zeitung (SZ) zugespielt, die diese mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), einem Investigativnetzwerk in den USA, teilte. ICIJ und SZ riefen ein weltweites Rechercheprojekt ins Leben.

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