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Glaubensgemeinschaft greift nach Islam-Kindergärten
8. Februar 2018 Kindergärten Lesezeit 3 min
Bisher hat die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich sich aus den Kindergärten herausgehalten – im Gegensatz zu anderen Religionen. Das soll sich ändern, kündigt ihr Präsident Ibrahim Olgun jetzt an.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Kindergärten und ist Teil 1 einer 7-teiligen Recherche.
Bild: Addendum

Alle muslimischen Kindergärten unter einem Dach“ – das wünscht sich Ibrahim Olgun, seit 2016 Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und damit oberster Vertreter der österreichischen Muslime. Und meint damit: Unter seinem Dach, jenem der Glaubensgemeinschaft. Olgun äußerte diesen Wunsch vor einigen Tagen in einem Interview, das ein TV-Gestalter der Quo-Vadis-Veritas-Redaktion für das ServusTV-Reportageformat „Im Kontext“ führte. Auch auf addendum.org werden demnächst laufende Recherchen zum Thema islamische Kindergärten in Wien veröffentlicht. Kurz nach unserem Interview hat sich IGGiÖ-Präsident Olgun mit seinen Vorstellungen über die künftige Rolle der Glaubensgemeinschaft im Kindergartenbereich auch an andere Medien gewandt.

Wenn die geäußerten Ideen auch umgesetzt werden, wäre das eine massive Korrektur der bisherigen Position der Glaubensgemeinschaft, die bisher eher auf dem Standpunkt gestanden war, dass es „islamische Kindergärten“ in Wien eigentlich nicht gebe. Die IGGiÖ betreibt jedenfalls bisher selbst gar keine Kindergärten – im Gegensatz zu anderen Religionsgemeinschaften, etwa der Erzdiözese Wien, die über die St. Nikolausstiftung rund 80 Kindergärten und Horte in Wien betreibt.

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Ein Modell, das Olgun im Interview explizit als Vorbild nennt: „Wir wollen eine Stiftung gründen für die Kindergärten mit muslimischen Betreibern, ähnlich wie die Nikolausstiftung der katholischen Kirche, damit wir die meisten oder alle dieser Kindergärten unter einem Dach und unter unserer Aufsicht haben.“

Um diese Aufsicht zu gewährleisten, will die Glaubensgemeinschaft Pädagogen und Betreuer künftig auch selbst ausbilden – etwa in einer privaten „Schule für Elementarpädagogik“. Dazu habe es bereits Gespräche mit dem Wiener Stadtschulrat gegeben.

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Ibrahim Olgun
Ibrahim Olgun, 30, ist seit 2016 Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Davor war der Theologe unter anderem als Integrationsbeauftragter bei dem türkisch dominierten Moscheeverein ATIB tätig. Im Rahmen seiner umstrittenen Wahl warfen Olguns Gegner ihm vor, „Befehlsempfänger des türkischen Botschaftsrates“ zu sein.

Was ist ein islamischer Kindergarten eigentlich?

Bisher gibt es keine einheitlichen Kriterien dafür, wie islamische Kindergärten geführt werden – oder auch nur eine einheitliche Definition, was ein „islamischer Kindergarten“ überhaupt ist, wie die Debatte um diverse Studien und Gegenstudien zum Thema „Islamkindergärten“ zeigt. Auch das müsse sich ändern, sagt der der 30-jährige Theologe Olgun: Es brauche einen eindeutigen Kriterienkatalog, wie im Kindergarten mit der islamischen Religion umgegangen wird.

Wie das im Detail funktionieren soll, ist noch nicht ausformuliert; geht es nach Olgun, würde die Glaubensgemeinschaft künftig auch im Kindergartenbereich als Ausbildner und Kontrolleur auftreten – analog etwa zum Religionsunterricht in Schulen, wo die Lehrer von den offiziellen Vertretern der Religionen geschult werden. So hat die Glaubensgemeinschaft die derzeit rund 350 aktiven muslimischen Religionslehrer an ihrem „Islamischen Religionspädagogischen Institut“ ausgebildet, zusätzlich betreibt sie mit der „religionspädagogischen Akademie“ ein privates Bachelorstudium, das diese Ausbildung um eine akademische Komponente erweitert.

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„Ob alles einwandfrei nach unseren Kriterien läuft“

Details, wie solche Kriterien und eine Ausbildung für Kindergärten aussehen könnten, sind bisher noch offen, klar sei aber: „Wenn wir so etwas machen, dann brauchen wir natürlich auch ein Budget und Mitarbeiter, die diese Kindergärten natürlich auch ab und zu auch beaufsichtigen müssen, um zu schauen, ob alles wirklich einwandfrei nach unseren Kriterien läuft.“ Mit dem Ziel, schnell erkennen zu können, wer die „schwarzen Schafe“ unter den Kindergartenbetreibern seien. 

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