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Klimawandel – einst erwünscht, heute gefürchtet
13. August 2019 Klima Lesezeit 7 min
Seit 120 Jahren reden wir über die menschgemachte Erderwärmung. Während dieser Zeit verändert sich die Wahrnehmung radikal. Ab 1990 reagiert auch die Österreichische Politik auf den Klimawandel und beschließt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Klima und ist Teil 2 einer 15-teiligen Recherche.
Bild: APA
Svante Arrhenius – der „Vater des Klimawandels“
Erste Publikation von Arrhenius’ Theorie

Der Nobelpreisträger Svante Arrhenius rechnet 1896 erstmals vor, dass mehr CO2 in der Atmosphäre zu einer Temperaturerhöhung führen würde. Für ihn war „das künftige Leben unter milderen Himmeln“ allerdings eine angenehme Vorstellung:

„Wir haben das Recht auf die angenehme Annahme, dass unsere Nachkommen, auch wenn erst in vielen Generationen, unter milderen Himmeln und in weniger unwirtlicher Umgebung leben, als wir das heute tun.“

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Seine Vermutung: Die Verbrennung von Kohle würde den CO2-Gehalt in der Atmosphäre vervielfachen, eine Verdopplung erhöhe die Temperaturen um 5 bis 6 °C. Steigende Temperaturen wären aber erst in einigen Jahrhunderten messbar.

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1938 weist der Ingenieur Guy Callendar mit Temperaturmessungen erstmals die globale Erwärmung nach und bringt sie mit dem Treibhauseffekt in Verbindung. Auch er meint, dass die Erwärmung eher von Vorteil sein würde.

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Originalskizze von Callendars Prognose

Damals gibt es noch keine stichhaltigen Beweise dafür, dass der atmosphärische CO2-Gehalt tatsächlich ansteigt. Die verfügbaren Daten sind sehr ungenau, Callendars Arbeiten werden überwiegend kritisiert.

Die ersten Beweise

Anfang der 1950er Jahre hält globale Klimaveränderung kaum jemand für möglich. Da sich CO2 in Wasser löst, gehen die meisten davon aus, dass vom Menschen eingebrachte Mengen im Meer verschwinden. Die Klimaforscher Bert Bolin und Erik Eriksson widerlegen diese Annahme jedoch später.

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Festversammlung der Weltorganisation der Meteorologen in Wien. Es spricht Gustav Svoboda, Leiter der WMO. Festversammlung der Weltorganisation der Meteorologen in Wien. Es spricht Gustav Svoboda, Leiter der WMO.
Festversammlung der Weltorganisation der Meteorologen in Wien. Es spricht Gustav Svoboda, Leiter der WMO.

1956 nutzt der Physiker Gilbert Plass erstmals Computer zur Berechnung des künftigen Klimas. Ihnen zufolge ist eine messbare globale Erwärmung bereits in Jahrzehnten zu erwarten. Der Anstieg der CO2-Konzentration ist nun belegt.

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Medienberichterstattung über Plass' Thesen

In den 1960er Jahren ermöglichen Satelliten die Klimaforschung aus dem All. Die US-Regierung äußert 1965, dass die globale Erwärmung eine ernsthafte Bedrohung darstelle.

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Satellit Vanguard II, der 1959 von den USA als erster Wetter-Satellit der Welt in die Umlaufbahn gebracht wurde Satellit Vanguard II, der 1959 von den USA als erster Wetter-Satellit der Welt in die Umlaufbahn gebracht wurde
Der Satellit Vanguard II, der 1959 von den USA als erster Wetter-Satellit der Welt in die Umlaufbahn gebracht wurde

Bis Mitte der 1970er Jahre sinken die globalen Durchschnittstemperaturen, was in der Klimatologie zu heftigen Kontroversen führt. Der Umweltwissenschafter Wallace Broecker beschreibt, dass die natürliche Abkühlung des Klimas bald enden würde, die seit den 1940er Jahren den Effekt des ansteigenden CO2 überdeckt hätte. Er sollte recht behalten.

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Wallace Broecker (r.) bei einer Klimakonferenz auf Teneriffa

1979 findet in Genf die erste UN-Weltklimakonferenz statt. Sie gilt als Meilenstein in der wissenschaftlichen Anerkennung des menschengemachten Klimawandels.
Ab Mitte der 1980er Jahre wird das Klima im Rahmen der Umweltdebatte zum Thema. Davor ging es vor allem um den Sauren Regen, das Ozonloch und den Gewässerschutz, nach Tschernobyl auch wieder um die Atomenergie.

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Margaret Thatcher bei der UN-Klimakonferenz 1990

Die eiserne Klima-Lady

Margaret Thatcher ist Ende der 1980er die erste Staatschefin, die aufgrund des „human-induced climate change“ – also des menschengemachten Klimawandels – zu internationalem Handeln auffordert. Sie unterstützt die Gründung des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC), im Deutschen oft als „Weltklimarat“ bezeichnet.

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Auf der Klimakonferenz 1988 in Kanada werden die Toronto-Ziele definiert: Auf freiwilliger Basis soll es bis 2005 zu einer Reduktion der CO2-Emissionen um 20 Prozent kommen. Österreich schreibt die Ziele in sein Energiekonzept, aber hält diese so gut wie nie ein.

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Wann sich die Kluft zwischen Österreichs Emissionen und seinen Zielen öffnet

Folgende Zeitleiste vergleicht österreichische Emissionen mit internationalen Klimazielen sowie den EU-Zielen von 1990 bis heute. Gezeigt wird die Differenz zwischen österreichischen Treibhausgas-Emissionen in CO2-Äquivalent und den internationalen Zielwerten in Prozent.

Scrollen Sie nach unten, um die Entwicklung der Differenz im Zeitverlauf zu beobachten.

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Methodik

Für die Darstellung wurden die Jahre des Inkrafttretens der jeweiligen internationalen und EU-Ziele herangezogen. Die Emissionsziele wurden vom Basisjahr hin zum Zieljahr in einem linearen Verlauf berechnet.

Der Monat Juli 2019 war global der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen 1880. So hatte sich Svante Arrhenius, der „Vater des Klimawandels“, die „milderen Himmel unter denen künftige Generationen leben würden“ vor 120 Jahren wahrscheinlich nicht vorgestellt. Wie heiß es unter dem Himmel Ihres Wohnortes künftig werden wird, können Sie in unserer Datenbank herausfinden .  

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