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Warum Fliegen nicht teurer wird
12. Dezember 2019 Klima 4 min
Fliegen ist oft günstiger als Bahn und Auto. Das liegt auch an den historisch gewährten Steuervorteilen – Airlines zahlen weder Kerosin- noch Umsatzsteuer. Warum es aber mit Vorsicht zu genießen ist, wenn Politiker von einer nationalen Teuerung des Fliegens sprechen.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Klima und ist Teil 10 einer 15-teiligen Recherche.

Die Frage warum Fliegen so billig sein kann, ist im Rahmen der Klimaschutz-Debatte und der Klimakonferenz in Madrid hochaktuell. Dabei wird sie seit über 20 Jahren gestellt, spätestens seit dem Populärwerden der Billig-Airlines. Aber ganz von vorne: Vor rund 75 Jahren wurde das sogenannte Chicagoer Abkommen unterzeichnet. Darin ist nichts Geringeres vereinbart, als dass etwa Kerosin im internationalen Flugverkehr von jeglichen Abgaben befreit ist. Billige Flugticketpreise sind also auch deshalb möglich, weil die internationale Luftfahrt diese Steuervorteile nach wie vor genießt.

Chicago: Wo das billige Fliegen beschlossen wurde

Was anfangs noch einfach zu verändern gewesen wäre, gestaltet sich heute wesentlich schwieriger. So hat etwa Österreich – basierend auf dem Chicagoer Abkommen – rund 100 bilaterale Abkommen mit anderen Ländern vereinbart, die den Flugverkehr untereinander regeln. Wesentlicher Bestandteil: der Verzicht auf die Spritbesteuerung.

Würde man nun das Fliegen so wie das Autofahren besteuern, müsste Österreich eine Vielzahl an Verträgen neu verhandeln. Das ist – betrachtet man die erfolgslose Geschichte der Flugbesteuerung – aber eher unwahrscheinlich. Erhöht ein Land seine Steuern aufs Fliegen, könnte eine Fluglinie einfach einen anderen, ausländischen und billigeren Flughafen als Abflugspunkt auswählen.

Dass Fliegen so billig ist liegt natürlich auch am Boom der Billigfluglinien Anfang der 90er, einer Liberalisierung des europäischen Flugmarkts im Jahr 1992 und Effizienzsteigerungen. Flugzeuge wurden immer leichter, was zu weniger Treibstoffverbrauch führt, und die Sitzreihen immer enger. In den ersten kommerziellen Flugzeugen betrug der Sitzabstand über 100 Zentimeter – heute ist der bis auf 71 Zentimeter geschrumpft. So passen mehr Leute in eine Maschine.

Bisher alle Versuche gescheitert

Jedenfalls seit rund 20 Jahren gibt es immer wieder Versuche die Steuervorteile fürs Fliegen zu beseitigen. Bisher sind alle gescheitert. Norwegen führte etwa 1999 eine Steuer auf Flugtreibstoffe ein, hat sie jedoch nach vier Monaten wieder zurückgezogen. Und erst vor kurzem hat Greenpeace eine Klage gegen die steuerliche Bevorzugung des Flugverkehrs angekündigt. Ein Erfolg darf aber – vor allem was die Kerosinsteuer betrifft – stark bezweifelt werden.

Es ist nämlich grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen, wenn nationale Politiker von einer Teuerung des Fliegens sprechen. Die Steuervorteile für Flüge sind schwierig zu beseitigen, weil sie einerseits historisch gewachsen sind und andererseits Airlines und Tourismus davon profitieren. 

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