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Das Ende des Schweigens
21. März 2019 Missbrauch 10 min
Betroffene sexueller Gewalt melden sich zu Wort. Jahrzehnte sind vergangen, seit sie in Einrichtungen der katholischen Kirche missbraucht worden sind. Als Kinder von Nonnen geprügelt, von Priestern oder Ordensangehörigen zu sexuellen Handlungen genötigt, sprechen die Betroffenen offen über ihr Leid.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Missbrauch und ist Teil 7 einer 12-teiligen Recherche.
Bild: Lilly Panholzer | Addendum

Klicken Sie auf die Kamera-Symbole, um die Geschichten der Opfer zu hören.

Besondere Umsicht ist empfohlen, da die Videos anschauliche Beschreibungen von sexuellem Missbrauch enthalten.

Die Betroffenen sprechen über den Pfarrer, der seine mächtige Stellung in der ländlichen Gemeinde ausnutzte, um sich mehrere Ministranten sexuell gefügig zu machen. Über die Hilflosigkeit im katholischen Kinderheim, das wie ein Gefängnis geführt wurde, und in dem Kinder zur oralen Befriedigung ihrer Erzieher gezwungen wurden. Über den Präfekten eines Klosterinternats, der das Mobbing anderer Schüler nutzte, um den Betroffenen sexuell auszubeuten. „Es war so irre, dass du einfach froh warst über jeden Strohhalm, den du kriegen konntest. Und für mich war’s halt er inklusive des sexuellen Missbrauchs“, erinnert sich ein ehemaliger Internatsschüler.

Betroffene üben auch scharfe Kritik an dem Umgang der Kirche mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Die katholische Kirche arbeitet die Fälle von sexuellem Missbrauch, psychischer und physischer Gewalt in ihren Reihen fast ausschließlich intern auf. Durch das jahrzehntelange Verschweigen und Versetzen von Gewalttätern – das gestand Kardinal Christoph Schönborn ein – sorgte die katholische Kirche in den meisten Fällen zudem dafür, dass die Täter gerichtlich nicht mehr belangt werden können. Ursache dafür sind Verjährung oder schlicht die Tatsache, dass sich Vorwürfe nach Jahrzehnten nicht mehr beweisen lassen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie den im Jahr 2013 zu zwölf Jahren Haft verurteilten Missbrauchstäter Alfons M. aus dem Stift Kremsmünster.

Die Hilfszahlungen, maximal 25.000 Euro, die Betroffenen zuerkannt werden, kritisieren diese als Almosen. „Die können mir zehn Millionen geben, es wird zu wenig sein. Weil mein Leben ist vorbei, ich habe kein Leben gehabt. Mir haben sie die Kindheit genommen, mir haben sie die Jugend genommen, mir haben sie das Alter genommen“, sagt eines der Opfer. 

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