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Wer denkt, dass Langstreckenpendler unzufriedener mit ihrer Situation sind als zu Hause arbeitende, irrt: Gemäß Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer unterscheiden sich Arbeits- und Lebenszufriedenheit von Pendlern und Nichtpendlern kaum. Hintergrund ist, dass vor allem Führungskräfte längere Wegstrecken zurücklegen. Gute Arbeitsbedingungen und höheres Gehalt wiegen die Nachteile längerer Pendelwege für sie auf. Nachteile sind allerdings bei der Vereinbarkeit des Familienlebens mit dem Beruf zu beobachten: Je länger der Arbeitsweg, desto schwieriger ist es, Privat- und Berufsleben zu arrangieren. Etwa 200.000 Männer und 100.000 Frauen verbringen jeden Morgen mehr als eine Stunde auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz – und nehmen am Abend die gleiche Wegstrecke wieder auf sich.

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Dass Pendler nicht unzufriedener mit ihrem Leben sind als Nichtpendler, hat auch eine umfangreiche Untersuchung in der deutschsprachigen Schweiz gezeigt. Vielmehr wird die Zeit genutzt, um etwa zu arbeiten, sich zu informieren, zu unterhalten oder um sich zu entspannen. Viele sehen es als Zeit, um das Berufliche vom Privaten zu trennen und Zeit für sich zu haben. Die meisten Befragten sahen ihre Zeit als Pendler nicht als verschwendet an. Es sei „Einstellungssache.“

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Auto beliebter als „Öffi“

Die Abwägung, welches Verkehrsmittel für den Arbeitsweg genutzt wird, hängt hauptsächlich mit dem Zeitaufwand zusammen. Die Wahl fällt auf das schnellste Verkehrsmittel. Dabei gibt es Autoliebhaber, die selbst sich dann noch hinters Steuer setzen, wenn die öffentliche Verbindung schneller wäre genauso wie Umweltbewusste, die trotz mehrfachen Umsteigens und Zeitverlusten auf Zug und Bus beharren. Die meisten entscheiden sich jedoch pragmatisch. In Österreich fällt deshalb in weiten Teilen des Landes die Wahl auf das Auto. Störende Faktoren gibt es für beide Pendlertypen: Autofahrer beschweren sich über Staus und das Fahrverhalten anderer („Drängler“ vs. „Bremser“), Öffinutzer über fehlende Sitzplätze, Gedränge, laute Mitreisende und Verspätungen.

Mehrere Ziele vereinbar

Trotzdem sind der Schweizer Studie zufolge durch das Pendeln mehrere Ziele miteinander vereinbar: den eigenen Wurzeln treu bleiben, das Haus am Land, ein sicheres, gewohntes Umfeld für die Kinder, Nähe zur Natur – das alles in Kombination mit einem gut dotierten Job in der Stadt. Wichtig sei dennoch, dass nicht länger als 50 Minuten in eine Richtung aufgewendet werden müsse. Sonst würde die Gesamtrechnung der Vor- und Nachteile häufiger negativ ausfallen. Der Zeitverlust kann dann nicht mehr durch finanzielle oder soziale Vorzüge aufgewogen werden. 

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Methodik

Wie werden die durchschnittlichen Wegzeiten berechnet?
Zur Berechnung der Wegzeit zwischen Wohn- und Arbeitsort der Erwerbspendler wurde das Geoatlas-Routingnetzwerk basierend auf TomTom (2017) verwendet. Die Berechnungen wurden vom Wohngebäude zum Gebäude der Arbeitsstätte nach optimierter Wegzeit basierend auf dem Straßennetzwerk durchgeführt. Für Nichtpendler sowie für Pendler ins Ausland stehen keine Kilometerangaben zur Verfügung. Das Verwenden öffentlicher Verkehrsmittel ist in diesem Modell nicht vorgesehen.

Wer gilt als Erwerbspendler?
Die Datenbasis der Statistik Austria für Erwerbspendler enthält nicht alle Erwerbspersonen, sondern nur die Teilmenge der aktiv Erwerbstätigen. Temporär abwesende Personen mit aufrechtem Dienstverhältnis, z.B. Frauen im Mutterschutz, Personen in Elternkarenz, Bildungskarenz usw. werden nicht in die Pendelzielstatistik aufgenommen. Sie haben zwar einen Arbeitsplatz, an den sie nach Ablauf der Karenz zurückkehren können, nehmen aber während dieser Zeit nicht am Berufspendelverkehr teil.

Wie habt ihr errechnet, wie viel Zeit in einem durchschnittlichen Jahr gependelt wird?
Wir haben angenommen, dass es es pro Jahr 225 Werktage gibt. Demnach sind Wochenenden, fünf Urlaubswochen und gesetzliche Feiertage von der Berechnung ausgeschlossen. Es ist festzuhalten, dass es in jedem Bundesland exklusive Feiertage gibt. Zudem wird angenommen, dass in jeder Woche an fünf Tagen gependelt wird.

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