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Woraus der Müllstrudel im Pazifik wirklich besteht
14. Mai 2019 Plastik Lesezeit 2 min
In einer Studie entschlüsselten Forscher die Zusammensetzung des größten Plastik-Teppichs der Weltmeere: Er ist größer als bisher angenommen, besteht jedoch aus deutlich weniger Haushaltsmüll als gedacht.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Plastik und ist Teil 4 einer 5-teiligen Recherche.
Bild: APA

Ein Müllteppich, zwanzigmal so groß wie Österreich, soll es sein. Der „Great Pacific Garbage Patch“ („großer pazifischer Müllstrudel“) zwischen Kalifornien und Hawaii ist zum Sinnbild für das Problem des Plastikmülls in den Ozeanen geworden. Das Bild, das medial oft davon vermittelt wird, ist aber falsch. Und genau das sei das Problem, sagt Nikolaus Gelpke, Meeresbiologe und Herausgeber der Zeitschrift Mare: „Teilweise wird in der Plastikmülldebatte medial unsauber berichtet. Es wird übertrieben, und das hilft natürlich nicht, um seriöse Maßnahmen zu ergreifen. Der Müllstrudel wird oft dargestellt als ein Teppich, auf dem man gehen könnte, das ist kompletter Blödsinn.“

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Größerer Strudel, weniger Einwegplastik

Vom Weltall zu sehen, wie manchmal behauptet wird, ist er sowieso nicht. Auch die Schätzungen über die tatsächliche Größe des Müllstrudels gehen weit auseinander. Wahr ist, dass der Müllstrudel eine höhere Konzentration an Plastik aufweist, auch wenn das teilweise nicht einmal mit freiem Auge sichtbar ist, weil es sich um Mikroplastik handelt.

Wahr ist aber auch: Einwegplastik (Strohhalme, Teller, Wattestäbchen, etc.), das ab 2021 in der EU verboten werden soll, macht entgegen weit verbreiteter Annahmen nicht den größten Anteil des Strudels aus. Eine 2018 in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass seine Größe zwar weit unterschätzt wurde und etwa 79.000 Tonnen an Plastik ausmacht. Aber auch, dass die Zusammensetzung eine ganz andere ist als bislang vermutet: 46 Prozent des Müllstrudels machen demnach Fischernetze aus, und Fischereiutensilien wie Seile, Aalfallen, Kisten und Körbe haben ebenfalls großen Anteil daran.

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Spätfolgen des Tsunami

Eine erstaunliche Erkenntnis für den Meeresforscher Laurent Lebreton, der sich auch am Ocean-Cleanup-Projekt beteiligt, das die Meere vom Müll befreien will: Bislang war man davon ausgegangen, dass der Müllstrudels nur zu 20 Prozent aus Fischernetzen und zu 80 Prozent aus Plastikmüll besteht. Ein Drittel des Mülls, der eine identifizierbare Aufschrift hatte, stammte aus China, ein weiteres Drittel aus Japan – viel davon wurde übrigens vom Tsunami 2011 ins Meer gespült und eben nicht achtlos weggeworfen. Die Forscher gehen davon aus, dass 10 bis 20 Prozent des gesamten Mülls, der nach 2011 im Pacific Garbage Patch endete, auf den Tsunami zurückzuführen sind.

„Es ist interessant, dass zumindest die Hälfte des gefundenen Plastiks nicht jenes ist, auf das sich die aktuelle Debatte gerade fokussiert“, sagt George Leonard vom Ocean Conservatory, einer US-amerikanischen NGO. „Die Studie zeigt, dass ehemalige Fischereiutensilien ein wichtiger Faktor sind und wir die Plastikdebatte viel breiter führen sollten.“ 

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