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Die italienische Lieferung
23. Dezember 2019 Politometer Lesezeit 1 min
Nach 150 Jahren gehen die Parlamentsbibliothek und ihr Archiv ins digitale Zeitalter, auch mithilfe einer Palette bestellter und nie abgeholter Sitzungsprotokolle.

Bevor die Sanierung des Parlamentsgebäudes begann, lagerte in dessen Keller jahrelang die sogenannte italienische Lieferung: Sie besteht aus Paletten voll mit den Stenographischen Protokollen des Parlaments aus der Anfangszeit der Republik. Warum sie italienische Lieferung heißt? Eine italienische Universität wollte die Unterlagen einst haben, weigerte sich dann aber, die Transportkosten zu bezahlen. So blieb das Konvolut im Parlamentsarchiv und wurde zum Gegenstand des Bürokratenhumors.

Mit dem Umzug der Parlamentsinstitutionen mussten auch die Parlamentsbibliothek und das ihr angeschlossene Archiv aus dem Haus am Ring aussiedeln. Die italienische Lieferung fand im Zuge dessen doch noch eine Bestimmung. Man war dankbar, mit ihr ein entbehrliches Duplikat der Originaldokumente zu haben, die aus konservatorischen Gründen … nicht mehr kopiert werden dürfen. Die Gesetzblätter wurden auseinandergenommen und für ein Digitalisierungsprojekt verwendet. Mithilfe einer Software der Universität Innsbruck und der Arbeit von Studenten macht das Parlament dabei sogar Frakturschrift maschinenlesbar.

Die Parlamentsbibliothek, die heuer ihr 150-jähriges Bestehen feiert, arbeitet seit Jahren mit der Nationalbibliothek an verschiedenen Digitalisierungsprojekten zusammen. So werden auf der Plattform ALEX historische Gesetzestexte, Verhandlungsgegenstände und Protokolle veröffentlicht. Damit stehen sie jedem offen, und die italienische Lieferung konnte über Umwege doch noch ihren Zweck erfüllen. 

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