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Wiener Prater: außer Kontrolle?
Das Projekt Prater ist eine 3-teilige Recherche.

Eigentlich wollten wir uns nur das neu herausgeputzte Casino ansehen, als wir an diesem kalten Februarabend mit einem Informanten durch den Wiener Prater streiften.

Dabei fielen uns viele erhellte Fenster an eher verdeckt liegenden Häusern auf. Tatsächlich, hier leben nicht wenige Mitglieder der sogenannten Praterdynastien, Familien, die seit Generationen auf dem Gelände ihre Fahrwerke betreiben. Ob es sich dabei um schlichte Dienstwohnungen handelt, wie der Praterverband meint, oder doch um mitunter luxuriöse Villenetagen mit schalldichten Fenstern, wie manche Insider behaupten, bleibt – vorerst – im Dunkeln. Es geht ja hier nicht um Schlüssellochjournalismus.

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Und doch interessiert uns die Frage, wer im ältesten Vergnügungspark des Kontinents überhaupt bauen darf und wem der Prater letztlich gehört. Kollege Markus Hametner hatte bei seiner Recherche einige Hürden zu überwinden, um die richtigen Auskunftsstellen zu finden. Die Praterverwaltung konnte ihm nicht einmal sagen, wann er mit einer Antwort auf seine Anfrage rechnen kann. Man möchte meinen, im Jahr 2018 hätte die Stadt Wien solche Daten im öffentlichen Interesse auf Knopfdruck parat. Irrtum: Die Grundstücksparzellen befinden sich zwar im Eigentum der Stadt, diese vergibt jedoch ein spezielles Baurecht, das Superädifikat. Und dann wird es kompliziert, weil ein Superädifikat wiederum nicht im Grundbuch vermerkt werden muss, was dessen Nachvollziehbarkeit ein wenig erschwert. Wien ist, und bleibt, eben anders.

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Auch die Frage nach Art und Häufigkeit von Fahrbetriebskontrollen ließ sich weder rasch noch eindeutig beantworten. Nach Gesprächen mit ehemaligen Pratermitarbeitern, die von tödlichen Unfällen und sogar von angeblicher Geldgier mancher Betreiber wissen wollten, erfuhr Reporterin Christine Grabner dann doch noch einiges über die Sicherheit im Prater. Allerdings anders als ursprünglich erwartet. Als sie, ganz ohne Kamera, im Gespräch mit einem ehemaligen Mitarbeiter vor einem Karussell stand, wurde sie plötzlich von einem Security-Mitarbeiter unfreundlich aufgefordert, umgehend das Gelände zu verlassen. „Hier ist Privatgrund, es gibt ein Hausrecht“, herrschte er sie an, ehe die Journalistin und ihr Informant von drei muskelbepackten Männern bis zum Praterausgangstor geleitet wurden.

Wir nehmen das nicht persönlich. Und legen Ihnen trotzdem einen Streifzug durch den ältesten Vergnügungspark Europas ans Herz. Gehen Sie mit offenen Augen durch! Er ist, in vielerlei Hinsicht, etwas wahrlich Einzigartiges.

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Das Addendum-Team, September 2020