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Wie gut sind wir repräsentiert?
Am 29. September ist es so weit – Österreich wählt einen neuen Nationalrat. Wie gut werden wir eigentlich von den Personen, denen wir unsere Stimme anvertrauen, repräsentiert? Und: Ist es wichtiger, sich in seinen persönlichen Merkmalen repräsentiert zu fühlen, oder geht es doch eher um Repräsentation in der Form, dass der Gewählte die eigenen Ansichten vertritt?
Das Projekt Repräsentation ist eine 6-teilige Recherche.

Österreich befindet sich im Wahlkampf. Schon wieder. Oder: wie immer. Nachdem (Alt-)Kanzler Sebastian Kurz aufgrund schwerwiegender Korruptionsvorwürfe gegen Vizekanzler Heinz-Christian Strache die Koalition mit der FPÖ nicht mehr aufrechterhalten wollte und der Nationalrat ihm wiederum das Vertrauen nicht länger aussprechen konnte, ist es am 29. September so weit – Österreich wählt einen neuen Nationalrat. Ob das mit dem Wählen überhaupt eine so gute Idee ist, haben wir uns bereits im Rahmen der letzten Nationalratswahl im Jahr 2017 gefragt, nun beschäftigte das Politometer-Rechercheteam eine andere Frage: Wie gut werden wir eigentlich von den Personen, denen wir unsere Stimme anvertrauen, repräsentiert? Und: Ist es wichtiger, sich in seinen persönlichen Merkmalen repräsentiert zu fühlen, oder geht es doch eher um Repräsentation in der Form, dass der Gewählte die eigenen Ansichten vertritt? Durch die zunehmende Heterogenität der Gesellschaft kommt man nicht umhin, sich ganz grundsätzlich zu fragen, ob wir nach und nach unrepräsentierbar werden.

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Wie gut die österreichische Gesellschaft – nach deskriptiven Kriterien – vom Nationalrat abgebildet wird und wurde, kann man jedenfalls messen. Eine Analyse der Daten zur österreichischen Bevölkerung gekoppelt an die Daten der Abgeordneten zum Nationalrat seit 1953 zeigt, dass der Nationalrat die Bevölkerung in diesem Zeitraum noch nie eins zu eins widergespiegelt hat. Ob er das muss, ist wie erwähnt eine andere Frage; feststellen lässt sich allerdings, dass Junge und Frauen seit jeher unterrepräsentiert, Akademiker hingegen überrepräsentiert sind .

Zur Veränderung der Zusammensetzung des Nationalrates bedienen sich die Parteien bei ihrer Listenerstellung unterschiedlicher Mittel – die ÖVP etwa brachte im letzten Nationalratswahlkampf 2017 das Reißverschlusssystem zum Einsatz. Dass deswegen trotzdem nicht mehr Frauen im Nationalrat gelandet sind, mag ein Grund dafür sein, dass die ÖVP im jetzigen Wahlkampf von diesem System absieht . Überhaupt ist die Listenerstellung im österreichischen Wahlkampf essenziell – die jeweilige Platzierung entscheidet darüber, wer letztlich in den Nationalrat einzieht. Daraus ergibt sich auch, weshalb Junge und Frauen oftmals nicht in den Nationalrat einziehen: Sie erhalten die aussichtslosen Listenplätze . Der Nationalrat ist letztlich noch weniger repräsentativ als die Wahllisten, aus denen er entsteht.

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Das Addendum-Team, September 2020