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Wird Österreich wirklich immer sicherer?
Der Widerspruch zwischen den offiziellen Daten der polizeilichen Kriminalitätsstatistik und einem – auf welchem Weg auch immer identifizierten – subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist zumindest einmal jährlich Anlass für erbitterte politische Debatten.
Das Projekt Sicherheit ist eine 11-teilige Recherche.

Der Widerspruch zwischen den offiziellen Daten der polizeilichen Kriminalitätsstatistik und einem – auf welchem Weg auch immer identifizierten – subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist zumindest einmal jährlich Anlass für erbitterte politische Debatten.

Das hat damit zu tun, dass zwar beide Seiten – das „offizielle“ Ausmaß der Kriminalität im Land und das „private“ subjektive Sicherheitsempfinden – datenmäßig erhoben werden, es aber an beiden Statistiken mehr oder weniger laut geäußerte Kritik gibt. Jeder Diskussionsteilnehmer kennt den Spruch, der Winston Churchill zugeschrieben wird: „Ich traue nur einer Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“

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Ungefälscht, und das heißt zunächst einmal: uninterpretiert, sieht es so aus: Das Ausmaß der Kriminalität nimmt in Österreich im Verlauf der letzten Jahre eher ab , gleichzeitig verschlechtert sich aber auch das subjektive Sicherheitsempfinden. Nimmt man die wichtigsten Umfragen zum subjektiven Sicherheitsempfinden zur Hand, zeigt sich zudem, dass auch die Verschlechterung des subjektiven Sicherheitsempfindens über die vergangenen Jahre, statistisch und über ganz Österreich gelegt, nicht sehr substanziell ist .

Dazu kommt, dass Kriminalsoziologen meinen, auch diese Verschlechterung sei nicht auf Bedrohung oder Verunsicherung durch Kriminalität zurückzuführen, sondern ihr liege eine Projektion sozialer Ängste – Abstieg, Arbeitsplatzverlust – auf die Kriminalität zugrunde.

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Möglicherweise, so könnte man ergänzen, hat das subjektive Sicherheitsempfinden jenseits der langjährigen Umfragereihen mit den immer gleichlautenden Fragen (für die Vergleichbarkeit) auch etwas mit dem zu tun, was sich im medialen Raum abspielt: Dadurch, dass jede Nachricht von jedem Ereignis an jedem Ort des Landes medial in unserer unmittelbaren Umgebung „aufschlägt“, verzerrt sich möglicherweise unsere Wahrnehmung. Ob man die Reaktion der Politik auf solche Phänomene als „Populismus“ kritisiert oder einfach für ihre Aufgabe hält, hängt am Ende von den politischen Anschauungen des Einzelnen ab.

Skepsis ist freilich grundsätzlich gegenüber jeder statistischen Auswertung angebracht. Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik beispielsweise gibt nur Auskunft über jene angezeigten Straftaten, die auch tatsächlich polizeilich ausermittelt und von der Polizei als Anzeigen an die Staatsanwaltschaft weitergegeben wurden. Wenn Opfer von Straftaten sich gar nicht mehr zur Polizei begeben, weil sie wissen, dass eine Anzeige nichts bringt, oder wenn Polizisten gar keine Ermittlungen aufnehmen, weil sie wissen, dass diese zu nichts führen werden, bedeutet das nicht, dass die Sicherheitslage in manchen Gegenden nicht schlechter ist als statistisch erwiesen.

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Es ist also gar nicht so einfach, die „objektive“ Datengrundlage für eine inhaltliche Debatte, in die jeder Teilnehmer seine jeweiligen weltanschaulichen Überzeugungen einbringen kann, zu finden. Unser Rechercheteam hat sich für eine entschieden, die zumindest einen der großen Verzerrer aus dem Spiel nimmt. Nämlich: Üblicherweise wird mit österreichweiten Daten operiert. Wir sind mit unserer Langzeitanalyse auf die Bezirksebene und damit, wie sich zeigen lässt, näher an die Realität gegangen: In drei Vierteln der österreichischen Bezirke geht die Zahl der Gewaltdelikte tatsächlich zurück, in einem Viertel nimmt sie zu. Hätte man jetzt auch noch Zugang zu Daten bezüglich des subjektiven Sicherheitsempfindens auf Bezirksebene, käme man vielleicht noch näher an die Realität heran.

Aber sehen Sie selbst nach, wie es mit der Kriminalität in Ihrem Bezirk aussieht .

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Das Addendum-Team, September 2020