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Wo Österreich gefährlicher wird
18. September 2019 Sicherheit Lesezeit 12 min
Die Kriminalität in Österreich geht zurück, aber je nach Region gibt es mehr Gewalt- und Eigentumsdelikte.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Sicherheit und ist Teil 10 einer 11-teiligen Recherche.
Bild: Addendum

Dass es in größeren Städten mehr Gewaltdelikte als in ländlichen Gebieten gibt, ist keine große Überraschung. Auffallend hoch sind die Anzeigenraten in der Inneren Stadt in Wien, in Krems, Salzburg, Innsbruck und Leoben. Die Kriminalitätsforschung erklärt das so: Je größer eine Stadt, desto anonymer die Einwohner – die Hemmschwelle, gewalttätig zu werden, sinkt. Außerdem gibt es in der Stadt mehr Ausgehlokale und damit mehr Betrunkene, deren Hemmschwelle ebenfalls niedriger ist.

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Je mehr Männer, desto mehr Gewalt

Statistisch gesehen führt ein hoher Bevölkerungsanteil an jungen Männern zu einer größeren Anzahl an Gewaltdelikten. Das ist vor allem ein städtisches Phänomen und erklärt, warum es in Städten grundsätzlich mehr Delikte gibt. Denn lediglich in einzelnen Wiener Bezirken, in Innsbruck, Graz und Linz machen Männer unter 35 mehr als 15 Prozent der Bevölkerung aus.

Die Tatverdächtigen bei Gewaltdelikten sind laut Bundeskriminalamt zu 85 Prozent männlich. Der hohe Anteil junger Männer spielt aber lediglich in den Städten eine Rolle in der Gewaltstatistik. In ländlichen Gebieten wirkt sich die Bevölkerungsstruktur dagegen kaum auf die Anzeigenraten aus.

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Abseits der Konzentration auf Städte spiegelt sich der Anteil junger Männer in Österreichs Statistik zu Gewaltdelikten nicht wider, auch wenn die Tatverdächtigen der Gewaltdelikte laut Bundeskriminalamt zu 85 Prozent männlich waren. Ein klarer Zusammenhang zu Eigenheiten der Bevölkerung in dieser Hinsicht lässt sich lediglich in Krems nachweisen. Die dortige Stelle der Kriminalpolizei spricht von Gewaltdelikten innerhalb der Justizanstalt Stein, die die Anzeigenrate nach oben treiben. Das machte Krems zu einem von zehn Bezirken, in dem der Trend der Anzeigenrate der Gewaltdelikte in den vergangenen zehn Jahren signifikant angestiegen ist. Übergriffe innerhalb des Gefängnisses haben allerdings nicht nur einen negativen Effekt auf die Anzeigenrate, sondern auch einen positiven auf die Aufklärungsrate, da die Täter fast immer bekannt sind. Hinter der hohen Anzeigenrate  stehen 457 Anzeigen wegen Gewaltdelikten, die im Jahr 2018 gemeldet wurden – absolut betrachtet ist das im Vergleich zu anderen Städten ein geringer Wert.

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Die Statistik des Bundeskriminalamtes fasst unter Gewalt verschiedene Delikte zusammen. Darunter fallen Wirtshausschlägereien, häusliche Gewalt, Körperverletzung, Vergewaltigung oder Mord.

Die Anzeigenrate gibt die Zahl der Anzeigen hochgerechnet auf 10.000 Einwohner an.

Die Anzeigenstatistik

Die Anzeigenstatistik der Polizei bildet selbstverständlich nur gemeldete Delikte ab und nicht die tatsächliche Kriminalität. Da nicht angezeigte Vergehen nicht erfasst werden können, ist die Anzeigenstatistik der einzige Maßstab für die Kriminalität. Die Deliktrate kann deshalb auch besonders hoch sein, wenn das Vertrauen in die Polizei besonders hoch sind und mehr Delikte angezeigt werden. Ist das Vertrauen in die Polizei sehr niedrig, kann es sein, dass Betroffene erst gar nicht Anzeige erstatten. Eine gewisse Dunkelziffer bei Delikten ist deshalb immer möglich.

Je älter, desto friedlicher

Je mehr ältere Menschen es gibt, desto weniger Gewaltdelikte werden begangen. Das sieht man besonders in Kärnten, dem Südburgenland und im nördlichen Waldviertel. In diesen Regionen werden im Vergleich zur Bevölkerung besonders wenig Gewaltdelikte angezeigt. Aufgrund von Abwanderung und demografischen Veränderungen ist der Anteil an älteren Menschen dort besonders hoch.

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Je fremder, desto mehr Anzeigen

Bei Gewaltdelikten ist die Hemmschwelle, Vorfälle zur Anzeige zu bringen, höher als beispielsweise bei Diebstahl. Bei Fällen mit leichten Körperverletzungen wollen Beteiligte häufig keine weiteren rechtlichen Schritte einleiten. In ländlichen Gemeinden werden Körperverletzungen seltener gemeldet als in städtischen. Der Grund: Auf dem Land gibt es häufiger Bekanntschaftsverhältnisse als in der Stadt, viele schrecken vor einem Polizeieinsatz zurück. Außerdem müssten die Einsatzkräfte oft über weite Distanzen gerufen werden – bis zu deren Eintreffen sind die Konflikte oft bereits gelöst.

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In einer Stadt ist hingegen die Wahrscheinlichkeit höher, dass zwei fremde Personen aneinandergeraten, und das führt eher zu einer Anzeige. Außerdem ist die Polizeipräsenz höher, eine Anzeige zu erstatten daher wesentlich einfacher. Der Bezirk Leoben ist besonders auffällig: Gemessen an der Bevölkerung ist die Anzeigenrate für Gewaltdelikte sehr hoch. Die Polizei führt das auf das aktive Nachtleben zurück.

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Je ärmer, männlicher und fremder, desto krimineller?

Armut, Arbeitslosigkeit und ein hoher Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund werden oft für eine höhere Anzeigenrate bei Gewaltdelikten verantwortlich gemacht. In Städten treffen viele dieser Ursachen zu, allerdings ist nicht berechenbar, wie groß die Auswirkungen tatsächlich sind. Fest steht jedenfalls: In Österreichs Städten gibt es mehr Gewaltdelikte als auf dem Land, und in den Städten ist die Arbeitslosigkeit höher, es gibt mehr junge Männer und mehr Menschen mit Migrationshintergrund (was wiederum zu einem höheren Anteil an Männern unter 35 führt).

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Es gibt aber auch Ausnahmen von der Regel: Im Tiroler Bezirk Landeck gibt es eine hohe Arbeitslosigkeit und auch die Rate der Eigentumsdelikte ist sehr hoch. Aus der Forschung weiß man, dass es in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit mehr Diebstähle und Einbrüche gibt. Allerdings sind in Landeck sowohl die Arbeitslosigkeit, als auch die hohe Rate an Eigentumsdelikten auf den Tourismus zurückzuführen: Die hohe Arbeitslosigkeit kommt daher, dass viele Menschen aufgrund des Wintertourismus nur in der Skisaison angestellt sind. Gleichzeitig werden im Winter häufig Ski gestohlen, Menschen verwechseln diese nach dem Aprés Ski und melden diese anschließend für die Versicherung als gestohlen. Trotz der hohen Anzeigenrate von Eigentumsdelikten ist es für die Bevölkerung in Landeck unwahrscheinlich, Opfer eines Eigentumsdeliktes zu werden: von 1.487 angezeigten Eigentumsdelikten sind weniger als zehn Einbrüche in Eigenheimen.

Auch bei Eigentumsdelikten sind Städte stärker betroffen als ländliche Gebiete. Das hat mehrere Faktoren, die wiederum mit der Art der Delikte zusammenhängen. Unterschieden wird hier zwischen Diebstahl, Ladendiebstahl und Einbrüchen. Bei jedem Delikt hat die Kriminalitätsforschung andere Erklärungen.

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Gelegenheit macht (Taschen-)Diebe

Taschendiebstahl gilt als Gelegenheitsdelikt. Taschendiebstähle sind für einen Großteil der Delikte im ersten Wiener Bezirk verantwortlich – dort sind viele Touristen unterwegs. Kriminalitätsforscher und Polizisten bezeichnen Touristen als „leichte Beute“ für Kriminelle. Direkt hinter den Wiener Bezirken Innere Stadt, Neubau und Mariahilf folgt der Bezirk Schwechat. Auch dort macht Gelegenheit Diebe, denn viele der Eigentumsdelikte in Schwechat sind Anzeigen, die am Flughafen Wien aufgenommen werden. Einerseits handelt es sich dabei um Diebstähle, die auf dem Flughafen passieren, andererseits melden viele Personen Diebstähle im Urlaub, nachdem sie in Wien wieder gelandet sind, und diese werden dann im Bezirk Schwechat erfasst. Abseits der bereits erklärten Ausnahme des Tiroler Bezirks Landeck werden die ersten 30 Plätze der Statistik von Wiener Bezirken und Städten belegt.

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Angebot schafft Diebstahl

Ladendiebstähle sind, wenig überraschend, besonders dort häufig, wo es Einkaufszentren gibt. Das erhöht beispielsweise im Bezirk Mödling die Anzeigenrate (250 pro 1.000 Einwohner) auf ein Niveau, das über dem österreichischen Schnitt (194 pro 1.000 Einwohner) liegt. In Mödling sind laut Kriminalpolizei zwei Drittel der Eigentumsdelikte auf Ladendiebstähle in der Shopping City Süd in Vösendorf zurückzuführen. Das erklärt, warum auch die Aufklärungsrate bei Eigentumsdelikten in Mödling (33 %) höher ist als im österreichischen Durchschnitt (25 %): Videoüberwachung erleichtert die Polizeiarbeit. Allerdings lässt sich auch diese Erklärung nicht überall anwenden. So gibt es im Bezirk Graz Umgebung trotz der Shopping City Seiersberg keine höhere Anzeigenrate bei Eigentumsdelikten.

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Was bewirkt Prävention?

Im Bezirk Mödling zeigt sich, wie verschiedene Faktoren die Zahl der Eigentumsdelikte beeinflussen. Mödling gehört zum Speckgürtel Wiens und zählt zu den wohlhabendsten Bezirken Österreichs. Zusätzlich ist er gut erreichbar. In der Forschung geht man davon aus, dass eine Autobahnauffahrt zu mehr Einbrüchen in einer Gemeinde führt. Denn dadurch, so die Begründung, können Täter abgelegene Häuser oder Wohnungen als Ziel aussuchen und den Bezirk nach ihrer Tat schneller verlassen. Doch auch bei Einbrüchen spielt die Prävention eine entscheidende Rolle. So ergab beispielsweise eine Studie anhand von Interviews mit Tätern, dass mangelnde Sicherheitsmaßnahmen die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs massiv erhöhen. Das hat die Mödlinger Polizei zum Anlass für eine Sicherheitskampagne genutzt. Die erhöhte Aufmerksamkeit der Bevölkerung, stärkeres Setzen auf Präventionsmaßnahmen und erhöhte Polizeipräsenz haben lokaler Polizei zufolge die Anzahl der Einbrüche in den vergangenen sechs Jahren um rund 60 Prozent gesenkt.

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Gleichzeitig sind viele Delikte nicht vorhersehbar, da beitragende Faktoren nicht immer wie erwartet wirken. Ersichtlich ist das beispielsweise an der Erreichbarkeit: So war die Autobahnabfahrt an der Welser Spange drei Jahre lang gesperrt. Entgegen der Erwartungen des Bundeskriminalamtes wirkte sich das allerdings nicht auf die Häufigkeit von Eigentumsdelikten aus.

Grundsätzlich kann aber auch bei Einbrüchen in Wohnungen oder Häuser von regionalen Häufungen ausgegangen werden. Ist eine Gegend ausgespäht und sind passende Häuser oder Wohnungen gefunden, gehen internationale Banden oft für zwei bis drei Tage auf Beutezug und reisen anschließend weiter. Viele Täter lassen sich von verbesserten Sicherheitsvorkehrungen abschrecken.

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Die Polizei setzt auf Aufklärungskampagnen, damit die Bevölkerung den Standard der Sicherheit erhöht – also beispielsweise alte Haustüren gegen Sicherheitstüren auswechselt.

Aufklärungsraten – kein Maßstab für Polizeiarbeit

In der Kriminalitätsforschung hat man unterschiedliche Faktoren gefunden, die zu einer regionalen Häufung bestimmter Delikte führen können – deren Zusammenspiel kann statistisch nicht vertiefend aufgeschlüsselt werden. Noch zahlreicher sind die Ursachen für die Unterschiede bei der Höhe der Aufklärungsquoten.

Bei Eigentumsdelikten ist die Art des Delikts entscheidend: Taschendiebstahl kann nur selten geklärt werden, auch bei Einbrüchen oder beispielsweise Diebstählen wie in Landeck ist aufgrund der Häufigkeit von Banden nur von niedrigen Chancen auf Aufklärung auszugehen. Grundsätzlich gibt es zu den Hintergründen von Aufklärungsraten daher nur wenige Informationen. Auch Wissenschaftlern zufolge ist es nicht allzu sinnvoll, diese zu suchen. Täter halten sich nicht an Bezirksgrenzen. So sind beispielsweise Ladendiebstähle oft ein Teil der Jugendkriminalität, wodurch eine Häufung in Bezirken mit vielen Schulen auszugehen wäre. Tatsächlich wurden teilweise erhöhte Raten in Bezirken festgestellt, die benachbart zu einem Bezirk mit vielen Schulen sind. Jugendliche Täter wollen also teilweise verhindern, dass sie beispielsweise im Falle einer Mutprobe in einem ihnen bekannten Geschäft erwischt werden und weichen in den Nachbarbezirk aus.

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Zusätzlich werden Aufklärungsraten auch von einzelnen Erfolgen massiv beeinflusst. Der Bezirk Waidhofen an der Thaya hat bei Eigentumsdelikten die höchste Aufklärungsquote in Österreich und kann diese sogar dezidiert erklären: 2018 wurden zwei moldawische Tätergruppen ausgeforscht, wodurch gleich neun Einbrüche und vier weitere Delikte geklärt wurden. Aufklärungsraten sind in solchen Fällen nicht unbedingt ausschlaggebend, da bei derartigen Banden das Finden einzelner Täter zur Klärung vieler Delikte beitragen kann. Bei Gewaltdelikten hängt die hohe Aufklärungsquote mit dem Bekanntschaftsverhältnis der beteiligten Personen zusammen. Rund 85 Prozent aller Fälle werden aufgeklärt, weil sich Täter und Opfer häufig kennen.

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Cybercrime: Anstieg in jedem Bezirk

Eine Ausnahme der großteils rückläufigen Anzeigenraten ist der Bereich Cybercrime.

Bestellbetrug, Cybermobbing über soziale Medien sowie Industriespionage fallen in diese Kategorie. Das liegt einerseits an der zunehmenden Verbreitung des Internets, andererseits auch an dem höheren Bewusstsein für diese Art von Kriminalität. Noch entscheidender dafür ist aber wohl die Herangehensweise der Täter, welche Personen geeignete Opfer darstellen – denn häufig wird Onlinebetrug gar nicht gemeldet. Gleichzeitig sind mehr Kampagnen zu Online-Sicherheit, zur Warnung vor Betrug  in der Öffentlichkeit zu bemerken, und mehr Delikte werden angezeigt. Ein weiteres Ansteigen dieser Kriminalität ist gemäß Polizei und Forschern zu erwarten. Cybercrime bildet damit die große Ausnahme der Kriminalitätsstatistik: Hier wird Österreich nicht sicherer. Aber auch bei Gewaltdelikten ist der Trend zwar für Gesamtösterreich rückläufig, aber nicht in jedem einzelnen Bezirk.  

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Methodik

Wie hat sich die Polizeiliche Kriminalstatistik methodisch verändert?

Statt der „Big Five“ wie in vergangenen Jahren – Gewaltkriminalität, Wohnraumeinbrüche, Wirtschaftskriminalität, Kfz-Diebstähle und Cyberkriminalität – wurden 2018 nur die „Big Three“ einzeln ausgewertet. Konkret bedeutet das eine Reduktion auf die Kategorien Gewalt, Eigentum und Cybercrime. Nicht erfasst beziehungsweise extra ausgewiesen werden Wirtschafts- oder Suchtmitteldelikte. Die Anzeigenstatistik von Suchtmitteldelikten würde allerdings auch nur wenig über die Häufigkeit oder Verbreitung von diesen aussagen, da Anzeigen fast ausschließlich auf die Tätigkeit der Polizei im Rahmen von beispielsweise Schwerpunktkontrollen zurückzuführen sind.

Was sind die Schwächen der Statistik und die Tücken bei der Interpretation?

  • Wenn es mehr Anzeigen gibt, heißt das nicht automatisch, dass ein Bezirk unsicherer geworden ist. Genauso gut könnte es sein, dass das Vertrauen in die Polizei gestiegen ist und deshalb mehr Anzeigen gemacht werden.
  • Die Datenerfassung und -auswertung liegt beim Innenministerium. Externe Stellen wie die Statistik Austria sind nicht beteiligt. Darum wurden im Vorfeld der Präsentation der vergangenen Statistik Informatiker der Uni Wien zur Qualitätssicherung eingebunden. Manche Experten kritisieren den fehlenden sozialwissenschaftlichen oder juristischen Hintergrund der Datenaufbereitung.
  • Die Kriminalstatistik bildet auch die Arbeit der Polizei ab. Demnach kann es mehr Anzeigen geben, wenn mehr Polizisten auf Streife geschickt werden oder die vorhandenen fleißiger arbeiten.
  • Genauso sind naturgemäß Delikte nicht enthalten, die nicht angezeigt werden. Wenn in der Bevölkerung das Gefühl vorherrscht, dass eine Anzeige zu nichts führen würde und deshalb keine gemacht wird, schlägt sich das negativ auf das Sicherheitsempfinden nieder, aber nicht auf die Statistik.
  • Die Deliktgruppe Cybercrime wird oft als zu umfassend kritisiert, weil darin Online-Betrügereien ebenso enthalten sind wie Hacker-Angriffe auf Krankenhäuser.

Welcher Logik folgt die Visualisierung der Bezirke?

Wir haben Kartogramme erstellt, die jedem Bezirk in etwa gleich viel Raum geben. Deshalb werden Städte größer dargestellt, als sie eigentlich sind, und große Bezirke eben kleiner. Die Absicht war, Städte mehr hervorzuheben, weil dort mehr Personen leben. Bei einer Verzerrung der Bezirksgrenzen nach Einwohnern würde die Karte im Wesentlichen nur aus den Landeshauptstädten bestehen.

Warum stimmt der Name meines Bezirks nicht?

Es gibt ein paar Unterschiede zwischen den politischen Bezirken und jenen der polizeilichen Kriminalstatistik: Eisenstadt-Stadt beinhaltet Rust. Die Freistadt ist deshalb nicht in Eisenstadt-Land enthalten. Bruck an der Leitha ist exklusive Schwechat – es wird eigens angeführt. Leoben-Stadt und Leoben-Land werden separat geführt. Für die Berechnung der Raten wurden die Einwohnerzahlen der Bezirke gemäß dieser Unterschiede angepasst.

Dieses Liniendiagramm ist euch bestimmt nicht selbst eingefallen!

Ja, das stimmt. Die Kollegen von „The Marshall Project“ haben Gewalttaten in großen US-Städten auf diese Weise aufbereitet und dienten als Vorbild für diese Visualisierung.

Warum ist die Innere Stadt in Wien im Liniendiagramm nicht enthalten?

Aufgrund der geringen Zahl der Einwohner wäre eine Berechnung der Kriminalitätsrate im ersten Wiener Gemeindebezirk nicht sinnvoll. Die berechneten Raten wären um ein Vielfaches höher als in allen anderen Bezirken Österreichs – die Innere Stadt wäre demnach der gefährlichste Bezirk Österreichs. Diese Zahlen würden die Skala der Grafik so verändern, dass ein Vergleich der anderen Bezirke nicht möglich wäre.

Gesprächspartner

Walter Fuchs – wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie

Reinhard Kreissl – Leiter des Instituts Vicesse – Wiener Zentrum für sozialwissenschaftliche Sicherheitsforschung

Günter Stummvoll – wissenschaftlicher Mitarbeiter am European Centre for Social Welfare Policy and Research

Christopher Schlembach – wissenschaftlicher Mitarbeitern am Institut für Soziologie, Universität Wien

Paul Marouschek – Abteilung für operative und strategische Analyse, Bundeskriminalamt

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Das Addendum-Team, September 2020