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„Licht ins Dunkel“, beleuchtet
24. Dezember 2017 Spenden Lesezeit 8 min
237 Millionen Euro hat „Licht ins Dunkel“ seit 1973 für zahlreiche Sozialprojekte gesammelt. Ein Erfolg, der auch darauf zurückgeht, dass die GIS-Zahler den Verein mit Millionensummen unterstützen, ob sie wollen oder nicht.
Dieser Artikel gehört zum Projekt Spenden und ist Teil 8 einer 8-teiligen Recherche.
Bild: NTRP | Addendum

Ab neun Uhr, heute, am Heiligen Abend, laufen der ORF und die Würdenträger der Republik von Bundespräsident, Kanzler und Landeshauptleuten abwärts wieder zu wohltätigen Höchstleistungen auf. Im Rahmen der „Licht ins Dunkel“-Gala versuchen Politiker, Prominente und fesche Soldaten die Österreicher live auf Sendung – mit mehrmaliger Schaltung in alle Landesstudios, natürlich – davon zu überzeugen, dass sie Herzen und Börseln für den guten Zweck öffnen sollten.

In den 45 Jahren ihres Bestehens – 1973 begann der damalige niederösterreichische Landesdirektor Kurt Bergmann, live on air Spenden zu sammeln – hat der eng mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbundene Verein „Licht ins Dunkel“ rund 273 Millionen Euro gesammelt. Man darf gespannt sein, wie das Spendenergebnis der aktuellen Aktion 2017/18 aussehen wird. Nach eher mageren Jahren hatte „Licht ins Dunkel“ zuletzt wieder ein auch im langjährigen Vergleich sehr respektables Sammelergebnis erzielt:

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Was 2017 angeht, ist allerdings schon grundsätzlich Skepsis angebracht: Insgesamt erwartet der Fundraisingverband, eine Interessengemeinschaft spendensammelnder Organisationen, ja zum ersten Mal seit Jahren einen Rückgang des Spendenaufkommens im Land – nicht zuletzt wegen der Pflicht, Daten von Spendern aufzunehmen, um in den Genuss der steuerlichen Absetzbarkeit zu kommen, mit der auch „Licht ins Dunkel“ wirbt.

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Kein realer Grund zu feiern

Gerade bei der öffentlichkeitswirksamen „Licht ins Dunkel“-Aktion ist man Schwankungen im Ausmaß der Spenden aber durchaus gewohnt: Trotz der zumindest gefühlten medialen Omnipräsenz der Aktion gegen Jahresende lagen die Einnahmen in den vergangenen vier Jahren klar unter dem langjährigen Durchschnitt, wenn man die Inflation einberechnet. Auch wenn sich die Einnahmen von 12,9 Millionen Euro im Vorjahr nominal mit den Spitzenwerten Anfang des Jahrhunderts vergleichen lassen, wären das in der realen Kaufkraft von 2002 nur noch 9,1 Millionen Euro.

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Insofern also spannend, wie sich die Österreicher heuer verhalten werden. Licht ins Dunkel war übrigens, gemessen am gesamten Spendenaufkommen, die achtgrößte Spendenorganisation in Österreich:

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Gleichzeitig weist der Verein aber einen der niedrigsten Aufwände für Fundraising – also vereinfacht gesagt für die Werbung – aus, um überhaupt an Spenden zu kommen: Gerade einmal 331.000 Euro, das sind etwa 2,56 Prozent der Spendeneinnahmen im Vorjahr, weist „Licht ins Dunkel“ als Fundraisingkosten aus, im Vergleich ein sensationell niedriger Wert:

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Ein Vergleich, der den meisten anderen Spendenorganisationen gegenüber ungerecht ist. Denn „Licht ins Dunkel“ hat aufgrund seiner einzigartigen Geschichte einen Vorteil, um den den Verein jede andere Non-Profit-Organisation nur beneiden kann: Er wird vom ORF-Gebührenzahler quersubventioniert.

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„Die eigens für ,Licht ins Dunkel‘ produzierten Sendungen wie zum Beispiel der Aktionstag am 4. Dezember oder die große zehnstündige ,LID‘-Live-Sendung am 24. Dezember kosten rund 200.000 bzw. 600.000 Euro“, heißt es aus der ORF-Presseabteilung. 800.000 Euro also, die aus dem ORF-Budget (und damit großteils aus den von der GIS eingesammelten Gebühren) kommen – rechnet man noch die laufende Werbung in Radio und TV-Sendungen (von Ö3-Sammelaktionen über Quotenwunder wie „Bundesland heute“ oder „Millionenshow“) dazu, kommt man schnell auf Millionenbeträge, um die der ORF Fundraising betreibt.

Kein Zusatzaufwand?

Der Rundfunk verweist richtigerweise darauf, dass die zuletzt genannten Regelsendungen sowieso produziert würden, ob dort für „Licht ins Dunkel“ geworben wird oder nicht – sie würden aus dem laufenden Sendungs- bzw. Sendeplatz-Budget finanziert, also entstehe dem ORF damit kein Zusatzaufwand. Und auch für die beiden eigens produzierten Sendungen müssten die Budgets „für Alternativprogramme aufgewendet werden, um die entsprechenden Sendeflächen zu befüllen“, so die offizielle Stellungnahme.

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Alles richtig, und noch dazu im Dienst der guten Sache. Unterm Strich bleibt aber, dass der ORF-Gebührenzahler dem Verein „Licht ins Dunkel“ hier viel teuren Werberaum querfinanziert, den andere Spendenorganisationen kaufen oder durch Kooperationen erarbeiten müssten. (Nebenbei: Der ORF selbst ist nicht Mitglied des Vereins; er besteht aus Lebenshilfe Österreich, „Rettet das Kind“, Gesellschaft Österreichischer Kinderdörfer, Österreichische Kinderfreunde, Österreichisches Komitee für UNICEF, Caritas Österreich sowie Diakonie Österreich.)

Niedrige Verwaltungskosten dank GIS

Die Folge: „Licht ins Dunkel“ kann, wie schon erwähnt, im Vergleich mit anderen Organisationen sehr niedrige Fundraising-Kosten ausweisen. Auch insgesamt verzeichnet die Organisation im langjährigen Verlauf stabile, leicht sinkende Verwaltungskosten:

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Während all diese Daten in jährlichen Rechenschaftsberichten offengelegt werden und sich der Verein auch für das Spendengütesiegel hat prüfen lassen, fällt er doch nicht in die „Best-practice“-Liste, was Transparenz im Umgang mit Spendengeld angeht. Im Gegensatz zu „Ärzte ohne Grenzen“ etwa wird nämlich nicht offengelegt, für welches Projekt konkret wie viel Geld aufgewendet wird (eine Gesamtliste der Projekte gibt es aber, hier zum Beispiel jene aus 2016/17) – was dem Verein vor Jahren den Vorwurf einbrachte, der Löwenanteil der Spenden gehe an Initiativen seiner Mitgliedsorganisationen und nicht an frei eingereichte Hilfsprojekte.

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Man darf also gespannt sein, wie viel Geld „Licht ins Dunkel“ heuer sammeln wird – und ob der ORF sich dem Österreichtrend der sinkenden Einnahmen entgegenstellen kann. 

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